Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
2 5) Dicht bei dem K. Blaufarbenwerke in Oberschlema findet sich 
ein alter Stollen, das Bocksloch genannt. In demselben soll sich 
ein Gespenst in Gestalt eines großen, schwarzen Bockes zu gewissen 
Zeiten und sonderlich des Mittags und um Mitternacht sehen lassen, 
um die Vorübergehenden zu necken. 
(Meltzer, Historia Schneebergensis, 1716, S. 47.) 
6) Die fruchtbare Thorheit, eine frühere Silbergrube bei 
Schneeberg, erhielt ihren Namen von folgender Begebenheit: In den 
ersten Jahren des Schneeberger Silberbergbaues war man so silberhungrig, 
daß man jeden Fleck Erde für das Gewölbe einer unterirdischen Schatz- 
kammer halten mochte. Damals schlug auch der Münzmeister Funk 
sogar in seiner Schmelzhütte ein und beschädigte dadurch das Gebäude, 
worüber man allgemein lachte. Da aber nachher die Zeche ergiebig 
war, nannte man sie bezeichnend „fruchtbare Thorheit.“ (Merkels und 
Engelhardts Erdbeschr. v. Kursachsen, 1. B., S. 171.) 
  
602. Die alte Mordgrube bei Freiberg. 
(Moller, Theatrum Freibergense Chron. II, S. 61. Wilisch, Kirchen- 
Historie von Freiberg 2c., II, S. 301.) 
Eine der größten Zechen Freibergs war bereits vor Jahrhunderten 
diejenige, welche später die Mordgrube genannt wurde. Der Grund 
zu dieser Benennung schreibt sich von folgender Begebenheit her: Als 
die Gruben mit einer großen Menge Berghäuer belegt waren, welche 
an Feiertagen gewisse Zusammenkünfte, und dabei an den Zechenhäusern 
gemeine Tänze abhielten, geschah es, daß an einem solchen Orte, zwischen 
Berthelsdorf und Erbisdorf, als gerade ein öffentlicher Reihetanz ab- 
gehalten wurde, ein Priester mit der Monstranz vorüberging, um einen 
Kranken zu berichten. Als der voranschreitende Meßner das gebräuch- 
liche Zeichen mit dem Glöckchen gab, hat unter den Tanzenden und 
Zuschauenden niemand desselben wahrgenommen, außer der Spielmann, 
welcher zum Tanze gefiedelt; derselbe ließ sich auf das eine Knie nieder, 
um dem heiligen Sakrament Ehre zu erweisen. Da soll sich alsbald 
die Erde geöffnet und die ganze anwesende Gesellschaft lebendig ver- 
schlungen haben, ausgenommen den Spielmann, welcher sich auf einem 
kleinen Hügel erhielt, bis man ihm zu Hülfe kam. Darauf ist auch 
der Hügel niedergegangen, so daß man weder Tänzer noch Tänzerinnen 
mehr gesehen. Man hat lange Zeit darauf an diesem Orte nicht 
weiter bauen können und erlangte auch den Schmuck und das Geschmeide 
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