Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

684. Die Stadt auf dem Steinberge bei Burkhardsgrün. 
(Mündlich.) 
Auf dem Steinberge bei Burkhardsgrün sieht man ein Haufwerk 
großer Granitblöcke, der Gipfel selbst trägt auf einem Felsen die 
Überreste eines jüngeren Mauerwerks. Die genannten Blöcke sind die 
Produkte der Verwitterung, durch welche die Felsmassen des Berges 
angegriffen wurden, so daß nur Haufwerke der festeren Granitkerne 
übrig blieben. Die Sage erzählt aber, daß auf dem Berge einst eine 
Stadt gestanden habe, welche durch die Sintflut untergegangen sei. 
  
685. Die große Glocke in Geyer. 
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, No 36.) 
Von der großen Glocke in dem Bergstädtchen Geyer, welche ein- 
sam auf einem alten viereckigen Turme an der Kirche hängt, erzählt 
die Sage, daß dieselbe auf dem Geyersberge, an dessen Fuße die 
Stadt liegt, durch eine Sau mehrere Ellen unter der Erde hervor 
ausgewühlt und von den Bürgern, welche sich dieses Fundes freuten, 
aufgehängt worden sei, aber nicht eher einen reinen und vollen Klang 
gegeben habe, bis ein Priester sie zu ihrer heiligen Bestimmung 
feierlich eingeweiht. 
Im Jahre 1455 zersprang diese große Glocke von dem heftigen 
Sturmläuten, womit man auch in Geyer den Prinzenräuber Kunz 
von Kauffungen verfolgte, wurde aber auf Befehl und Kosten Kurfürst 
Friedrichs, des Vaters der Prinzen, sogleich umgegossen und der 
Prinzenraub darauf abgebildet. 
  
686. Die Barbarakapelle in der Dippoldiswaldaer Heide. 
(Deubener Zeitung, 1882, No. 70.) 
Vor mehreren Jahrhunderten strömten zahlreiche Wallfahrts- 
scharen am Festtage der heiligen Barbara nach deren Kapelle in der 
Dippoldiswaldaer Heide. Nach Einführung der Reformation wurde 
jedoch diese Kapelle durch den Bischof Johann von Meißen abgetragen 
und das Altarbild sowie die Glocken in die Kirche zu Seifersdorf 
übergeführt. Nach der gemeinen Sage soll die 30 Schritt lange und 
16 Schritt breite, jetzt in Ruinen liegende Barbarakapelle von einem 
Antonius, an welchen der „durch unvergleichlich helles und klares Wasser 
ausgezeichnete Antoniusbrunnen“ erinnert, zu Ehren der weiligen 
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