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688. Der Marienaltar im Hirschgrunde bei Abtei-Lungwitz.
(Gumprecht, Lindenblätter v. Oberlungwitz, Zwickau, 1863, S. 17 u. 18.)
Auf der sogenannten heiligen Wiese im Hirschgrunde bei Abtei-
Lungwitz stand einst ein der Jungfrau Maria geweihter Altar mit
einem wunderthätigen Marienbilde, das zahlreiche Gläubige an sich
lockte. Wenn dieselben die von den Mönchen des Klosters Grünthal
gehaltenen Messen angehört hatten, besuchten sie die Märkte in Lung-
witz, welche unter den „Linden“, die einst bei der jetzigen alten Post
standen, abgehalten wurden. Der alte Weg, der vom Dorfe zu der
heiligen Wiese führte und den die Wallfahrer ziehen mußten, hieß da-
mals die Vorlage und besteht teilweise noch heute unter dem Namen
„die Vorel“ oder „Vurel“ in der Nähe der jetzt Rügerschen Grund-
stücke in Abtei-Lungwitz.
Auf dem Turme der Oberlungwitzer Kirche befindet sich noch eine
uralte Glocke, die wahrscheinlich aus irgend einem Kloster stammt und
seiner Zeit an die alte Lungwitzer Kapelle abgegeben worden ist, und
zwar vorzugsweise mit zu dem Behufe, um bei den Wallfahrten nach
der heiligen Wiese gelauten Ezu werden. Nach einer alten Tradition
hat man stets mit dem Laͤuten der Glocken auf der Lungwitzer Kirche
begonnen, wenn die Wallfahrtsprozessionen bei dem Marienbilde im
Hirschgrunde angekommen waren, und es hat überhaupt dieses Bild dort
an dem Orte gestanden, von wo aus die Oberlungwitzer Kirche am
besten zu übersehen war, um während des Lesens der Messe u. s. w.
die erforderlichen Zeichen zum Anschlagen oder Laͤuten der Glocken vom
Platze aus hinüber nach dem Turme geben zu können.
689. Das Goldschiffchen in der Kirche zu Ebersdorf.
(Nach Ziehnerts poet. Bearbeitung bei Gräße a. a. O., No. 560.)
Unter den Reliquien der Kirche zu Ebersdorf befindet sich ein
Schiffchen von Holz, welches aus dem 14. Jahrhundert stammt und
bei folgender Gelegenheit dort aufgehängt worden ist. Ein gewisser
Junker Wolf von Lichtenwalde (72) war ins gelobte Land gezogen, um
dort gegen die Sarazenen zu kämpfen; er hatte alle Gefahren und
Anstrengungen des Krieges glücklich überwunden und kehrte jetzt mit
Schätzen beladen nach seinem Vaterlande zurück, wo ihn eine liebende
Braut erwartete. Siehe, da begab es sich, daß das Schiff, auf dem
er nach Venedig segelte, von einem furchtbaren Sturme überfallen ward;
keine Geschicklichkeit des seekundigen Kapitäns, noch die übermenschlichen
Anstrengungen der Mannschaft vermochten dem Andrange der wütenden
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