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dann ist er böswillig und läßt niemanden ungeschoren. Ein armer
Mann sah ihn und rief ihn dreimal beim Namen: „Waldschütz, Wald-
schütz, Waldschütz!“ Da drehte sich derselbe um und sprach: „Für dein
Necken sollst du hier in einen Baumstumpf verwandelt so lange stehen,
bis dich der Zufall erlöst. Augenblicklich ward der Mann zu einem
Baumstumpf und wurzelte im Boden. Seine Erlösung aber blieb nicht
lange aus. Eines Tages waren Köhler in der Nähe; einer derselben
sah den Stock dastehen und dachte, er sei gut, das Mittagsessen da-
rauf einzunehmen. Er legte daher sein Brot darauf, schnitt es mit
dem Messer durch, so zwar, daß er auch noch in den Stock schnitt, und
hackte auch seine Hacke darin ein. In demselben Augenblicke schrie es
heftig auf, der Baumstumpf verschwand und der verzauberte Mann
stand erlöst vor den Augen der Köhler.
20. Reichbrod von Schrenkendorf als wilder Jäger.
(Sachsens Kirchengalerie, 2. B. S. 177.)
In der Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte der Ort Klingenberg
einem Herrn Reichbrod von Schrenkendorf, der ein großer Jagdfreund
gewesen zu sein scheint, indem eine nach Colmnitz hin gelegene Wald—
wiese, genannt „Reichbrods Wiese“, heute noch von den Landleuten
ungern zur Nachtzeit passiert wird, weil daselbst Reichbrod einen Jagd—
lärm treibt, als ob wilde Schweine gehetzt würden.
21. Der Jäger ohne Kopf im Hofbusch bei Schlettau.
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen. Anhang, No. 29.)
In dem Hofbusche bei Schlettau, durch den der Weg nach Unter-
Herrmannsdorf führt, läßt sich bei Nacht oft ein gespenstischer Jäger
ohne Kopf sehen. Er soll vor alter Zeit die Armen, welche sich das
dürre Reißholz sammelten, oft unbarmherzig mißhandelt haben und zur
Strafe nach seinem Tode nun umgehen müssen. Rechtliche Leute läßt
er ungeneckt, aber die Holzdiebe hat er schon oft in Todesangst gejagt
und bisweilen festgebannt, so daß sie Stunden lang an einer Stelle
stehen bleiben mußten.
22. Der Reiter ohne Kopf auf dem Ziegenberge bei Zwönitz.
(Nach der poetischen Bearbeitung von Ziehnert bei Gräße, Sagenschatz
des K. S. No. 572.)
Auf dem Ziegenberge bei Zwönitz soll sich ein Reiter ohne Kopf
sehen lassen, von dem sich das Volk folgendes erzählt: r
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