Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
J * 
Ich bin nun auf Sachsen Boden, Gott Lob, 
weil mich mein Wirth, Hans Hirsch, aus Böhmen rüber 
schob. 1721. 
In den Jahren 1716 bis 1728 wurden nämlich die protestan- 
tischen Einwohner Böhmens ihrer Religion wegen hart verfolgt und 
sogar gezwungen, entweder zur katholischen Kirche überzutreten oder 
das Land zu verlassen. Wenige thaten das erstere, die meisten 
wanderten nach Sachsen aus. Unter letzteren war auch ein Bergmann, 
mit Namen Hans Hirsch. Er hielt fest an seinem Glauben und besann 
sich deshalb keinen Augenblick, was er thun solle; aber sein Häuschen, 
welches ohnweit der Grenze stand, hätte er gern mitgenommen. Da- 
rum beriet er sich mit seinen Freunden und Gevattern und endlich 
hatten sie's erklügelt. Das Häuschen ward auf Walzen gebracht und 
bei Nacht und Nebel glücklich nach Sachsen herüber gepascht auf den 
Fleck, wo es jetzt noch steht. Zum Andenken schnitt Hirsch obige 
Schrift in den Balken ein. 
  
704. Die unterirdische Verbindung des Schlosses Wildenfels 
mit benachbarten Schlössern. 
(Mündlich.) 
Es wird erzählt, das Schloß Wildenfels habe in alter Zeit durch 
unterirdische Gänge mit Stein, sowie mit Wiesenburg, welches früher 
ein Raubschloß gewesen sein soll, in Verbindung gestanden. Ebenso 
soll ein Gang von dem Schlosse nach einer Burg geführt haben, deren 
Ruinen man noch vor Jahren in der „Loh“, einem sumpfigen Wald- 
distrikte bei Schönau sah. Auf einen der Gänge ist man vor mehreren 
Jahren unter einem am Teichplatze des Städtchens Wildenfels gelegenen 
Hause gestoßen; man hat darin aber weiter nichts gefunden, als eine 
alte Grubenlampe. 
  
705. Der Judenborn zu Sayda. 
(Staberoh, Chronik der Stadt Oederan, 1847, S. 21; z. T. mündlich.) 
Zum schnellen Anbau Oederans trug das nahe Freiberg mit 
seinem Silbersegen sehr vieles bei. Besonders waren es Eisenarbeiter, 
deren Arbeit und Erzeugnisse dem Bergbaue daselbst nötig waren, welche 
Oederan im Anfange bevölkerten. Für die Oederaner Ansiedler wurde 
zu dieser Zeit ein sogenannter Silberjude, der seine Wohnung im 
jetzigen Rathause hatte, der Mäkler und Gläubiger. Denn er lieferte 
□— Silberstangen Freibergs größtenteils in das Oederaner Kloster, 
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