Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

hohen Halde lagerte, um die Stadt zu übersehen und ihre Maueen 
und die Tiefe der Gräben zu erkunden. Weil aber die Halde zuvor 
von Bergleuten durchfahren worden und voll heimlicher Schächte 
war, ist der ganze Berg mit großem Krachen und Prasseln eingegangen 
und der Oberst ist dabei elendiglich umgekommen. Dieser Fall hat 
den Kaiser also furchtsam gemacht, daß er sich wieder zurückgezogen 
und sich nicht eher lagern wollte, bis man alle Gelegenheit um die 
Stadt fleißig ausgekundschaftet hatte. Als dann seine Quartiermeister 
hartes und festes Erdreich antrafen, hat er sein Lager aufgeschlagen 
und darauf alles zum Angriff und Sturm auf die Stadt vorbereiten 
lassen. — Der genannte Erdfall soll vor dem Donatsthor auf dem 
dürren Schönberge geschehen sein. 
724. Von riesigen Schlangen im Erzgebirge. 
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 614—617.) 
Am böhmischen Grenzgebirge liegen zwei alte wüste Schlösser, 
Himmel= und Hauenstein genannt; in und um dieselben haben sich 
lange Zeit grausame Gewürme und Schlangen, Wiesenbäume groß, 
sehen lassen, welche die Fische aus den Bächen, und die in Fallen und 
Dohnen gefangenen Vögel gefressen. Einst hat dergleichen Schlange 
auf den Hauensteiner Gründen einen Schützen von Joachimsthal vom 
Vogelherd weggejagt, die Vögel erbissen und gefressen, und als der 
Schütz nach ihr geschossen, hat er an der Spur im langen Waldgras 
abnehmen können, daß sie eines Scheitholzes dick und viel Ellen lang 
gewesen, dafür sich alle Bauern umher gefürchtet. 
Als die Bergstadt Joachimsthal in Flor stand, ging im Jahre 
1530 des Rats Schütze auf die Wälder, eben da die Himbeeren reif 
waren, etwas vom Wild auf Befehl zu schießen. Da wurde er un- 
versehens eines aus den Himbeersträuchern hervorragenden Kopfes mit 
erhabenen Ohren gewahr, in Gestalt eines Fuchses, der die Beeren 
abfraß. Und weil er meinte, es wäre ein so vermutztes Reh, gab 
er Feuer und traf den Wurm an den Kopf, daß er 3 Ellen lang in 
die Höhe sprang, sich krümmete und überschlug, bis ihm der Schütze 
vollends den Rest gab. Er erschrak über das häßliche Wildpret, schlang 
es an eine Winde und schleppte es Wunders wegen nach Joachimsthal. 
Die Herren ließen den Balg abziehen und nach Prag bringen. 
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