den sie um männlichen Schutz und Beistand anflehte, wollte oder *e
solchen nicht leisten, sondern riet ihr, der neuen Lehre beizutreten und
so aller Gefahren überhoben zu sein. Das mochte Zdenka nicht. Ge-
treu den frommen Lehren ihrer verklärten Mutter hing sie mit kind-
lichem Glauben und Vertrauen der katholischen Kirche an und setzte,
da ihr kein Freund mehr auf der Welt blieb, das feste Vertrauen auf
Gott, den mächtigen Beschützer der Bedrängten und Verlassenen. Da-
neben vergaß sie auch nicht, an das Ehr= und Pflichtgefühl ihrer Unter-
thanen zu appellieren, versah die Burg mit Lebensmitteln, ließ die
Mauern, Streittürme und Basteien ausbessern und einen größern Vor-
rat des schon damals im Gebrauche stehenden Schießpulvers herbei-
schaffen, um die einzigen Waffen der Burg, zwei Doppelhaken, in Ver-
wendung nehmen zu können, kurz, ordnete alles mit männlicher Umsicht
und Entschlossenheit an, was zur Verteidigung ihres väterlichen Erbes
dienen konnte.
Die Vorsicht war nur zu wohl gerechtfertigt. In einer finstern
Nacht rötete sich der Himmel von mächtigen Feuersäulen, die aus den
benachbarten, von den Hussiten in Brand gesteckten Dörfern empor-
stiegen, und ein beträchtlicher Taboritenschwarm, angelockt von dem
reichen ungeplünderten Gute und der ihrer Meinung nach sehr schwach
oder gar nicht verteidigten Burg, stand bald vor den Thoren Harten-
bergs, mit rauhen, grimmigen Worten Einlaß begehrend und mit
drohenden Mienen zur Übergabe auffordernd. Da beides verweigert
wurde, schrien hunderte von Stimmen nach Sturm, Pfeilen und Pech-
kränzen und vermengten ihre Rufe mit tausend Verwünschungen und
Flüchen.
Zdenka ließ die Feuerschlünde donnern, ein Steinregen fiel auf
die Schädel der Stürmenden, heißes Pech troff auf sie herab, und viele
der blutdürstigeun Taboriten, welche versuchten, die Burg in Brand zu
stecken, den Thorgraben mit Steinblöcken zu füllen, die Mauern zu
ersteigen, sanken zerschmettert zu Boden. — Die grause Nacht verging
und der neue Morgen sah neue Stürme, neue angestrengte Versuche,
die Burg zu Falle zu bringen. Umsonst; das tapfere Häuflein der
Eingeschlossenen, angespornt durch Wort und That ihrer edlen Gebieterin,
sowie die starken Mauern, die tiefen Gräben und die treffliche Lage
der Burg spotteten aller Versuche der Hussiten, so daß diese beschlossen,
die Belagerten durch die Macht des Hungers zur Übergabe zu zwingen.
Die Lage Zdenkas und ihrer Getreuen wurde nun mit jedem Tage
furchtbarer; Mutlosigkeit riß ein, die Lebensmittel nahmen immer mehr
ab, die bleiche Krankheit mit der hohläugigen Not erschienen in der
Burg als unwillkommene Gäste, kein Ersatz war zu erwarten; denn
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