Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
744. Der Hauptmann Gecko von Lauenstein. 
(Brandner, Lauenstein. 1845. S. 24 und 25.) 
Das Schloß Lauenstein, welches früher Löwenstein hieß, hatte 
wie andere Burgwarten einen markgräflichen Hauptmann. Durch die 
Näubereien dieser Hauptleute aber erhielt Lauenstein später den Ruf 
eines Raubschlosses. Einer dieser Hauptleute, mit Namen Gecko oder 
Jecko, war wegen seiner räuberischen Streifzüge, die er zuweilen bis 
an die Elbe ausdehnte, besonders gefürchtet. Bei einer solchen Ge- 
legenheit bekam er die Gemahlin des Burggrafen Otto von Dohna 
und deren Tochter Edda in seine Gewalt, und er ließ beide, da Otto 
das schwere Lösegeld nicht aufbringen konnte, in schmählicher Gefangen- 
schaft schmachten. Erst, nachdem Otto die Burg Lauenstein hart be— 
drängte, erhielten sie ihre Freiheit wieder. Aber Ottos Gemahlin ge— 
noß die Freude des Wiedersehens nur auf Augenblicke, denn als ihr 
Gemahl herbeieilte, um sie zu empfangen, erlag sie, durch lange, harte 
Gefangenschaft, durch Harm und Kummer geschwächt, der Wonne herz— 
licher Bewillkommnung. Sie starb in den Armen ihres Gemahls. 
Der Hauptmann Gecko aber fand später ein elendes Ende, das 
man, wie die alte Nachricht hinzufügt, für ein hartes Strafgericht Gottes 
halten mußte. 
Als Geckos kleiner Sohn an dem Rande des Zwinggrabens spielte, 
stürzte er, nach Blumen langend, in denselben hinab. Gecko, dies ge— 
wahrend, eilte behende herbei, um zu helfen, glitt indeß aus, stürzte 
hinab, blieb aber an einem Pfahle hängen und spießte sich denselben 
in der Hüfte zwischen Wamms und Brustschild durch den Leib, woran 
er elendiglich seinen Tod fand. Der Knabe aber ist ohne Fehl wieder 
herausgekommen. 
  
745. Der treue Haberberger von Freiberg. 
(Moller, Theatrum Freib. Chron. II. S. 43.) 
Als Markgraf Friedrich der Freidige, vom Kaiser Adolf besiegt, 
elend im Lande umherzog, kam er, von einem einzigen Diener begleitet 
und unerkannt in eine Schmelzhütte, in welcher ein Freiberger Bürger, 
namens Haberberger, einen starken Blick Silber abtrieb. Als er nun 
gefragt, wem so viel Silber zustände und darüber berichtet worden 
war, hat er den Haberberger allein vor die Hütte geführt, sich zu er- 
kennen gegeben und ihn um das Silber angesprochen. Haberberger 
hat ihm dies nicht allein willig zugestellt, sondern ihm auch versprochen, 
daß er ihm nach wenig Tagen, wenn er es geschmolzen, noch mehreres 
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