Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
die Liebe Anna's, der Tochter des Hüttenmeisters Rau, und bald 
auch durch sein einnehmendes Betragen das Jawort ihres Vaters, so 
daß die Hochzeit auf das nächste Bergfest bestimmt wurde. Ehe aber 
das Bergfest kam, wären beinahe die Hoffnungen Schürers vernichtet 
worden. Bei seinen chemischen Forschungen war er nämlich auf den 
Gedanken geraten, den viel verrufenen Kobalt zu etwas Nützlichem 
umzugestalten. Er machte demnach im geheimen in einer Schmelz- 
hütte in Oberschlema vielfache Versuche und trieb es damit oft die 
ganze Nacht hindurch so eifrig, daß er bald in den Verdacht der Al- 
chimisterei und Schwarzkünstlerei gerieth. Als daher aus Platten in 
Böhmen, wo er sich bei seinem frühern Aufenthalte daselbst durch 
seinen Glauben Feinde und durch seine Kenntnisse Neider gemacht 
hatte, mehrfache Klagen einliefen, daß er ein Zauberer, Dieb und 
Glaspartierer gewesen sei, und man seine Auslieferung forderte, ge- 
bot der Bergmeister, ihn zu verhaften. Eben war Schürer in der 
Schmelzhütte mit seinen Versuchen beschäftigt, da kam der Frohn, ihn 
festzunehmen, fand aber die äußere Thür verschlossen, was er dem 
Bergmeister meldete. Diesen sowie den Hüttenmeister Rau und einige 
Geschworene trieb jetzt die Neugier mitzugehen. Die Thür ward auf- 
gesprengt und mit freudefunkelnden Augen trat der Gesuchte den Ein- 
tretenden entgegen. Aber wie staunte er, als der Frohn ihn griff und 
ihm die Handschellen anzwang! Wie erschrak er, als ihn die Berg- 
herren mit Vorwürfen überhäuften und ihn einen Zauberer, Dieb und 
Partierer schalten. Da rief er, schnell sich fassend, mit fester Stimme 
„Männer prüfen, ehe sie entscheiden! Meint Ihr, ich treibe bösen Un- 
fug hier mit schwarzer Kunst, so tretet her! Seht, dies wollt ich ge- 
winnen, und, Gott sei Dank, endlich ists gelungen! Ich meine, es soll 
dem Lande von großem Nutzen sein!“ Mit diesen Worten reichte er 
ihnen eine Mulde voll feinen, schönblauen Staubmehls hin. Die Berg- 
herrn staunten und begehrten zu wissen, wie und woraus er solche 
schöne blaue Farbe bereitet habe. Schürer zeigte ihnen alles willig 
und reinigte sich so von dem Verdachte, daß er ein Schwarzkünstler 
sei. Auch machte es dem Bergmeister so große Freude, daß derselbe 
versprach, alles zu thun, um Schürers Unschuld gegen die Anklagen 
der Böhmen zu erweisen. Dies gelang auch dem wackeren Manne 
bald, und Schürer erhielt nun seine Freiheit wieder und kam durch 
die Erfindung der schönen blauen Farbe, die man anfangs nur blaues 
Wunder, später aber Schmalte nannte, zu großen Ehren, und als das 
Bergfest gekommen war, wurde er des Hüttenmeisters glücklicher Eidam. 
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