761. Dr. Luther vergilt einem Bergmanne zu Altenberg 8*.
mit Gutem.
(Meißner, Umständl. Nachrichten von Altenberg, S. 19. Darnach
Gräße, Sagenschatz, No. 232.)
Im Jahre 1522 haben eine Menge Leute zu Altenberg ein
hölzernes Bild, das wie Luther angezogen war, gemacht, dasselbe vor
ein aus fingierten Richtern und Schöppen gebildetes Gericht geführt,
es wegen Ketzerei verklagt und verurteilt, und dann mit großem Ge-
schrei und Lärm auf den Geisingberg geführt und am Sonntag Lätare
an einem aus 25 Fudern Holz bestehenden Feuer verbrannt, nachdem
vorher ein gewisser Bergmann darüber den Stab gebrochen und das
Urteil gesprochen hatte. Zwanzig Jahre nachher kommen zwei Bürger
aus Altenberg zu Dr. M. Luther gen Wittenberg und bringen ihm
einen schönen Handstein von rotgüldenem Erze, worauf sie derselbe zu
Tische bittet. Da sagte der Eine, sein Kamerad habe sich einst schwer
an ihm versündigt, indem er sein Bild wie Johann Huß zum Feuer
verdammt, später habe er aber die Wahrheit seiner Lehre erkannt, und
bitte nun, da ihm solches von Herzen leid sei, demütig um Gnade
und Verzeihung seines thörichten Unverstandes. Dem Luther gefällt
die Rede und er sagt, weil solches Feuer ihm und seiner Lehre nichts
geschadet, solle es ihm im Namen des Herrn vergeben und vergessen
sein. Wie nun dieser Handel ein gut und ehrliches Gelächter gab,
spricht der Absolvierte: „O Herr Doktor, ich danke Ew. Ehrwürden,
aber ich hab noch eine große Schuld auf mir, bitte, Ihr wollet mich
auch davon absolvieren, denn ich armer Bergmann habe mich bei der
Zeche verpufft und bin an die 500 Gulden schuldig.“ Da sagt der
Luther: „Ihr Bergleute, wenn Ihr am ärmsten seid, blüht Euer Glück,
denn da haltet Ihr an und sehet selber zu Euern Zechen, und Not
lehret Euch beten, zur Kirche gehen und nüchtern und mäßig sein,
darum wisset Ihr selber nicht, wie reich Ihr seid. Ziehet heim und
arbeitet treulich und handelt redlich und glaubt und hofft an den All-
mächtigen, den rechten Erzschaffer im Namen seines Sohnes, der Silber
und Gold ins Fisches Mund sprach (Matth. 17) und läßt immer Erz
wachsen und giebts zu rechter Zeit denen, die in ihren Zechen anhalten
und bei ihm im Gebet aushalten. Der reiche Gott wird mit Euch
sein, auf seinen reichen Segen und milde Hand absolviere ich Euch von
aller Eurer Schuld.“ Ehe dieser Bergmann wieder zu Hause kommt,
erhält er Botschaft unterwegs, man habe in seiner Zeche auf dem seli-
gen Asar gut Erz angetroffen; da löst er Geld und giebt Ausbeute
und zahlt alles ab und behält noch Überlauf.
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