Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
763. Harras der kühne Springer. 
(Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen. No. 327. Sachsens Kirchengalerie 
8. B. S. 118.) 
Zwischen Frankenberg und Lichtenwalde an der Zschopau befindet 
sich ein hoher Fels, der Haustein genannt. Am 28. Mai des Jahres 
1499 ist der Ritter von Harras, Besitzer von Lichtewalde — seine 
Familie besaß dasselbe bis 1561 — in einer Fehde von seinen Feinden 
in der Nähe desselben überfallen und so verfolgt worden, daß ihm kein 
anderer Weg zur Rettung übrig blieb, als mit seinem Rosse von der 
Spitze des hohen Felsens, der den Namen Haustein trägt, in den unten 
vorbeiströmenden Zschopaufluß zu springen. Dieser kühne Sprung von 
einer Höhe von mehr als 100 Ellen ist ihm auch geglückt, und da er 
eine Tiefe von 10 Ellen Wasser im Flusse getroffen, hat derselbe weder 
ihm, noch dem Rosse Schaden gebracht, sondern beide haben das gegen- 
überliegende Ufer glücklich erreicht und später im Schlosse zu Lichten- 
walde Schutz gefunden. Der Ritter aber hat nach der Kapelle zu Ebers- 
dorf und dem dort befindlichen Gnadenbilde eine Wallfahrt gemacht 
und zum Andenken daselbst ein großes silbernes Hufeisen hinterlassen, 
welches in der Kapelle aufgehangen, aber um 1529 gegen ein eisernes 
vertauscht worden ist. Dieses Hufeisen befindet sich an einem Balken 
in der Nähe des am mittleren Thore der Kirche zu Ebersdorf errichteten 
steinernen Standbildes eines Ritters Dietrich von Harras, der als der 
kühne Springer bezeichnet wird. Im Mai des Jahres 1801 ist am 
Rande der Zschopau, dem Haustein gegenüber, bei einer sehr alten Eiche 
ein Denkstein mit der Inschrift auf den beiden Hauptseiten: „Dem 
tapfern Springer, Ritter von Harras,“" errichtet worden, auf dessen 
Nebenseiten ein Sporn und ein Hufeisen abgebildet wurden. 
  
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Bei den Brüdern Grimm (Deutsche Sagen , I. No. 322), welche Theodor Körners 
Nachlaß benutzten, lautet die Sage ganz einfach: Bei Lichtenwalde im sächsischen Erz- 
gebirge zeigt man an dem Zschopauthal eine Stelle, genannt der Harrassprung, wo 
vor Zeiten ein Ritter, von seinen= Feinden verfolgt, die steile Felsenwand hinunter 
geritten sein soll. Das Roß würde zerschmettert, aber der Held entkam glücklich auf 
das jenseitige Ufer. 
  
764. Der Trompeterfelsen bei Seifersdorf. 
(K. W. Clauß, Führer auf der Fahrt durch das Weißeritzthal. 1883. 
2. Aufl. S. 12.) 
Kurz vor der Haltestelle Seifersdorf zwischen Hainsberg und 
Dippoldiswalde befindet sich auf dem jenseitigen Weißeritzufer der 
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