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39. Die weiße Frau in Unterchodau.
(Anton Aug. Naaff und Friedr. Bernau in der Comotovia, 4. Jahrg.
Komotau 1878. S. 84.)
Zu Unterchodau bei Elbogen stand früher an der Stelle der
Porzellanfabrik ein einfaches, einstöckiges Schlößchen, an das später
eine Glashütte angebaut wurde. Erst später entstand hier eine Por—
zellanfabrik. In diesem Schlößchen nun wohnte die Witwe eines
ehemaligen Littmitzer Brauers, welche Wohnung ihr von der Stadt
Elbogen mildherzig verliehen wurde, nachdem sie mit ihrem Manne
gänzlich von Vermögen gekommen war. Sie ging nun einst bei ihrem
Schwager vorbei, der gegenüber der Schule wohnte; derselbe rief sie
ins Haus und gab ihr ein Krüglein Bier. Da blickt sie gegen das
Schlößchen und sieht plötzlich im Erkerfenster eine weiße Frau stehen.
Ach Gott! rief sie, ich habe meine ganze Wäsche auf dem Boden,
man will sie mir gewiß stehlen! Sie läuft nach Hause, ihre Kinder
weinen, sie nimmt das jüngste auf den Arm und eilt die Treppe
hinauf. Auf dem Boden angelangt, bleibt sie jedoch ganz starr stehen, —
sie sieht die weiße Frau mit verschränkten Armen und auf dem Dach-
boden einen Haufen Gold, auf welchem Pergamentrollen lagen. Statt
von dem Golde zu nehmen, lief sie zum Schwager mit der Bitte, ihr
das Gold wegtragen zu helfen; bei der Rückkehr jedoch war alles ver-
schwunden. Auch als schon die Glashütte stand, hielt sich kein Ar-
beiter abends gerne in der Werkstätte auf und selbst jetzt noch hält
man es dort nicht für geheuer.
40. Die weiße Frau in Premlowitz.
(Anton Aug. Naaff und Friedr. Bernau in der Comotovia, 4. Jahrg.
Komotau 1878. S. 84.)
Bei dem Hofe Premlowitz bei Karlsbad geht eine weiße Frau
um. Vor fünfzig Jahren noch will man sie täglich von 11 bis 12
Uhr mittags mit verschränkten Armen auf dem Hofgang gesehen haben.
Einmal sah die weiße Frau ein Knecht, der auf dem Felde
ackerte. Er rief sie mit den Worten an: Du könntest mir auch aus-
spannen helfen! erhielt aber plötzlich einen solchen Schlag ins Gesicht,
daß ihm der Backen anschwoll und er mehrere Wochen das Bett hüten
mußte.
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