holz befestigt ist, von Haus zu Haus und sammeln alte Kleider, „
dem den Tod darstellenden Holzgerippe angethan werden. Nach Voll-
endung dieser Toilette ist der Teil der Vorbereitung vorüber und nun
geht der eigentliche Umzug vor sich, indem man den Tod durch das
Dorf trägt und dabei singt:
„Tud aus! Tud aus!
Hätt'n m'r ’'n Tud nich ausgetrog'n,
Hätt ar uns im Bett erschlog'n.
Tud aus! Tud aus!“.
Zuletzt wird der Popanz ins Wasser geworfen. Dies ist das
Signal für die Knaben, eilends die Flucht zu ergreifen. Wer am
meisten zurückbleibt, heißt der „Tud'nvota“ und wird als solcher das
Jahr über geneckt.
Das Todaustragen ist ein Privilegium der Mädchen. Knaben
bringen ihnen aus dem Walde ein kleines Fichtenbäumchen. Die
Mädchen schmücken erst dieses und dann sich selbst aufs beste und schön-
ste. Darnach tragen sie das Bäumchen von Haus zu Haus und singen
in jedem ein Liedchen, wofür sie Kuchen, Kaffee und Geld erhalten.
Letzteres wird zu Kerzen für die Kirche oder Kapelle verwendet.
Das Todaustreiben fand sich früher an vielen Orten Sachsens, besonders der
Lausitz und des Vogtlands", ferner in Böhmen, Schlesien u. s. w. Meist wurde da-
bei von den jungen Burschen ein Strohmann, welcher den Winter, in der späteren
christlichen Zeit aber den Tod vorstellte, angeputzt, unter Gesang durch das Dorf
getragen und endlich ins Wasser geworfen oder verbrannt. Mit grünen Zweigen ge-
schmückt kehrte die Jugend wieder heim. Im Vogtlande sang man dabei das Lied:
„Wir alle, wir alle kommen raus,
Und tragen heute den Tod 'naus,
Komm' Frühling wieder mit uns in das Dorf,
Willkommen lieber Frühling!“
In Deutsch-Böhmen sang man:
„Nun treiben wir den Tod aus,
Den alten Weibern in das Haus,
Den Reichen in den Kasten,
Heute ist Mitfasten!“
Das Todaustreiben war ein Nachklang des alten Frühlingsfestes, von dem
wir auch Andeutungen bei den alten Griechen und Römern, ja selbst in Persien und
Indien finden, und das jedenfalls die indoeuropäischen Völkerstämme aus ihren Ur-
sitzen in Asien mitbrachten. Bei den heidnischen Germanen wurde es vielleicht zu
einem Feste der Ostara, der Göttin des aufgehenden Lichtes, oder der mütterlichen
Erdgöttin Nerthus oder auch Odhins, bei den Slaven zu einem Feste der Zira,
der Göttin des Lichts und der Fruchtbarkeit.
Es ist sicher, daß die in verschiedenen Gegenden gefeierten Maifeste, bei de-
nen eine Maikönigin oder ein Maikönig einzog, oder ein Maigraf aus dem Walde
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