Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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ten zwar noch einige Male, aber nur in der Ferne. Ihre Gesichtszüge 
waren finster auf ihn gerichtet und drohend erhob sie manchmal den 
Zeigefinger ihrer Rechten gegen den Unachtsamen, vielleicht dadurch 
ihre Unzufriedenheit mit ihm zu erkennen gebend. 
  
42. Die weißen Frauen des Naubschlosses bei Brandau. 
(A. Blüml in der Erzgebirgszeitung, 5. Jahrg. S. 173.) 
Wenn man von Brandau, das mit dem zugehörigen Orte böhm. 
Grünthal den am weitesten vorgeschobenen Zipfel des Brüxer Bezirks aus- 
füllt, nach Kallich wandert, so muß man durch das wegen seiner Natur- 
schönheiten berühmte und deshalb von Touristen sehr besuchte Teltschthal, 
in dem der Grenzbach Natschung zahlreiche Brettmühlen und auch das 
jetzt allmählich verfallende Eisenwerk Gabrielenhütte treibt. Am Ein- 
gange in dieses Thal befindet sich zur rechten Hand, unmittelbar über 
dem zu Brandau gehörigen Wirtshause zu „Beneschau,“ vielleicht 8 
Minuten vom eigentlichen Dorfe entfernt, in dem der Gemeinde Brandau 
gehörigen Walde ein Felsen, der schon steil gegen die Straße, noch 
mehr aber gegen das Natschungthal abfällt. Hier auf diesem Felsen 
will man noch Mauerüberreste sehen und man nennt den Platz das 
Raubschloß. Die Sage erzählt davon folgendes: 
Auf dem Raubschlosse stand früher eine Burg, die einem mächtigen 
Ritter gehörte, der gar oft viele Wochen von ihr sich entfernte, aber 
immer reich mit fremden Schätzen beladen zu ihr zurückkehrte. Als er 
einst wieder auf Raub auszog, überfielen seine Feinde die Burg, nahmen 
die Besatzung gefangen und legten sich in den Hinterhalt, um auch den 
nur von wenigen Reisigen umgebenen Ritter zu fangen. Als dieser 
zurückkehrte, erkannte er sogleich die ihm drohende Gefahr und sprengte, 
um der Gefangenschaft zu entgehen, mit seinem Pferde den steilen Berg 
hinab in das Thal, wo er zerschmettert anlangte. Die Burg wurde 
dem Erdboden gleich gemacht. 
Seit jener Zeit treibt dort ein graues Männchen sein Wesen, 
das einst einem Försterburschen eine Thür zeigte, durch die er in ein 
großes Zimmer im Berge trat. Das Männchen erlaubte ihm auch, 
von dem vielen hier aufgespeicherten Gelde täglich eine bestimmte 
Summe zu holen. Als der Bursche aber noch einen seiner Kameraden 
mitbrachte, damit auch dieser die Schatzkammer kennen lerne, blieb er 
in der Höhle eingeschlossen. 
Wenn am Pfingstmontage nach dem Gottesdienste die Lichter 
in der Kirche ausgelöscht werden, öffnet sich die Thür, und eine weiße 
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