Hauses heute am Sonntage, am Tage des Herrn, Heu mache. r
welche Uberraschung! Seine Verwandte stand gerade beim Ofen und
bereitete das Mittagsmahl. Man eilte schnurstracks auf die Wiese,
allein die Heumacherin, welche die Braunsteiner Jungfrau gewesen sein
soll, war verschwunden. Derselbe Mann erzählte, daß sein Vater, als er
Schafe hütete, die Braunsteiner Jungfrau habe herrliche Lieder singen hören.
Drei Männern aus Mariasorg träumte einmal, sie sollten auf den
Braunstein gehen, dort würden sie ungeheure Schätze finden, welche
von einer verwunschenen Jungfrau bewacht würden. Als die Männer
früh zusammen kamen, erzählten sie sich gegenseitig den seltsamen Traum
und entschlossen sich, in der folgenden Nacht zwischen elf und zwölf
Uhr auf den Braunstein zu gehen. Dort angelangt, fanden sie den
Berg offen, gingen furchtlos hinein und erblickten wirklich eine große
Pfanne mit Gold= und Silbermünzen und eine schöne Jungfrau, welche
die Männer freundlich begrüßte und zu ihnen mit wohltönender Stimme
sprach: „Diese Schätze gehören Euch; doch müßt Ihr die Pfanne samt
dem Inhalte auf einmal forttragen.“ Als aber einer der Männer,
der die Ausführung dieser Forderung für unmöglich hielt, seine Meinung
unverhohlen zum Ausdrucke brachte, verspürten alle drei gleichzeitig eine
so derbe Ohrfeige, daß sie besinnungslos zu Boden sanken. Als die
Männer wieder zum Bewußtsein erwacht waren, machten sie große
Augen, weil sie sich, in ihrer Hoffnung getäuscht, auf der Oberfläche
des Berges befanden.
51. Der Schön-Jungfern-Grund bei Ober-Wiesenthal.
(I. F. A. Türke im Glückauf, 2. Jahrg. No. 3. II. Ziehnert a. a. O.
Anhang, No. 32.)
I. Wer von Neudorf nach Oberwiesenthal wandert und die Rich-
tung durch den Wald nach dem Fichtelberge einschlägt, kommt nach
seinem Austritt aus dem Walde zuerst bei dem roten Vorwerke, so-
dann auf der andern Seite bei dem weißen Vorwerke vorbei und hier-
auf an den Schön-Jungfern-Grund, einen tiefen, von der Höhe des
Fichtelberges beginnenden und sich nach Osten ziehenden Einschnitt. In
diesem Grunde liegt oft der Schnee in den Wintern viele Meter tief
und zeigt noch schmutzigweiße Reste im Spätfrühling, wenn längst
schon Feld, Wiese und Wald sich grün geschmückt haben. Die Sonne
kann ihm nicht gut beikommen und das herabrieselnde Gewässer kann
nur den tiefliegenden fortbringen. So erklärt es der gewöhnliche
Verstand. Die Sage weiß es anders und zwar so: Vor langen Zeiten
tand hier ein schönes Schloß und darin wohnten noch schönere Burg-
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