und verkündete dem Kantor, daß sie beide in dem Jahre sterben müßten.
Solches soll dann auch geschehen sein.
61. Die grüne Frau zwischen Altenberg und Zaunhaus.
(Gießler, Sächs. Volkssagen. Stolpen, S. 618.)
Auf der Straße zwischen Altenberg und Zaunhaus, in der Nähe
des Kahlenberges gesellt sich nach der Sage manchmalkeine schweigsame,
dunkelgrün und nach längst vergessener Mode gekleidete Frau zu dem
Wanderer, geht neben ihm her, ohne ihm Rede zu stehen, biegt auch
wohl auf einen sonst nicht sehr betretenen Waldweg ein und verschwindet
daselbst. Dieselbe zeigte sich zumeist nach Eintritt der Abenddämmerung,
seltener des Nachts, ist aber auch schon im Morgengrauen bemerkt
worden. Ein Mann erzählte, daß er in seiner Jugend, als er am
frühesten Morgen der verbotenen Lust des Vogelstellens in der Nähe
von „Paradies-Fundgrube“ am Kahlenberge nachgehen wollte, einer
lustwandelnden Dame begegnete, die er höflich begrüßte und anredete,
da er selbige für die alte Schwester des damaligen Bergmeisters hielt.
Der junge Mann erhielt keine Antwort; die Frau ging an ihm vor-
bei, in einen Waldweg hinein und verschwand dort vor seinen Augen.
Diese Sage könnte vielleicht besser unter den Dämonensagen stehen, da die grün-
gekleidete Frau an Holzweibchen erinnert, welche im Vogtlande grün erscheinen.
Ebenso erzählen Tyroler Sagen von den grüngekleideten Norgen oder Wildmänneln,
die zu den Pflanzendämonen gehören und mit denen auch die grünen, in Menschen-
größe erscheinenden Männchen der Burgundischen und Schweizer Sage, welche die
Leute im Walde irre führen, verwandt sind.
Grün ist auch die Farbe des Tenfels. Auf dem Blocksberge erschien der
Teufel grün und ebenso waren auch die Hexen bei ihren Tänzen in Grün gekleidet.
(Osterreich. Touristenzeitung, I. No. 5.)
62. Das Fräulein auf der Mulde bei Klösterlein Zelle.
(Nach einer Mitteilung von L. Fischer aus Aue.)
Vor langer Zeit war auf dem Rittergute Klösterlein bei Aue
ein Fräulein gestorben, welches nach seinem Tode des Nachts auf der
Mulde dahin schweben sollte. Da geschah es, daß zwei Bergleute einst
eines Sonntags in einer schönen Sommernacht von Schlema nach Zelle
gingen, um daselbst Musik zu machen. Ihr Weg führte sie über die
sogenannte Ochsenwiese und den Klostersteg. Als sie an die Ochsen-
wiese kamen, setzten sie sich nieder, um ein wenig auszuruhen; dabei
kamen sie auf den Gedanken, dem Fräulein ein Morgenständchen zu
bringen, und als sie eine Weile geblasen hatten, näherte sich ihnen
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