Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
für tot herauszogen und so nach Hause brachten. Sein Mund war 
ihm dergestalt der Quere gezogen, daß er über ein halb Jahr zubrachte, 
ehe er wieder gesund ward, auch in der Kirche für ihn gebetet ward. 
80. Der gespenstische Mann an der Erbisleite bei Scheibenberg. 
(Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz 2c. S. 74.) · 
Im Jahre 1632 ließ der Stadtschreiber zu Scheibenberg, Theo— 
philus Groschupf, einen Raum an der Erbisleite zu Acker machen. 
Da nun ein Arbeiter, Georg Feuereisen, mittags hinunter an einen 
Brunnen ging, um Trinkwasser zu holen, fand er dabei einen häßlichen 
unbekannten Mann liegen, der ihm auf seinen Gruß nicht dankte, son- 
dern auf dem Rückwege ihm auf den Hals fiel und ihn braun und 
blau drückte, so daß er infolge dessen acht Wochen krank lag. 
  
81. Ein Mordgespenst bei Stützengrün. 
(Christ. Lehmann a. a. O. S. 76.) 
Zur Herbstzeit des Jahres 1654 kommt der Kirchvater von 
Stützengrün aus dem Walde, ist gar schwermütig und klagt auch, es 
habe ihn ein Gespenst erschreckt. Als er im Februar des nächsten 
Jahres wieder hinausgeht, höret er eine Stimme: „Erwürge Dich, oder 
ich thue es! Greif lieber selber zu!“ Damit zieht der bestürzte Mann 
sein Messer heraus und schneidet sich den Bauch auf, daß die Gedärme 
in den Schnee fallen. Weil er aber vor Schmerzen heftig schreiet, 
finden ihn etliche Köhler in seinem Blute liegen und führen ihn noch 
lebend heim. Nachdem er gebeichtet und das Abendmahl genommen 
hatte, auch getröstet worden war, ist er bald darauf verschieden. 
82. Der gespenstische Fuhrmann zwischen Geiersdorf und 
Königswalde. 
(Moritz Spieß, Aberglauben, Sitten und Gebräuche im sächs. Ober- 
erzgebirge. Programmarbeit. 1862. S. 39.) 
Zwischen Geiersdorf und Königswalde, am linken Ufer der Pöhla, 
liegt die sogenannte Reicheltwiese, welche, da sie sumpfigen Untergrund 
hat, sehr weich und „papprich“ ist. In derselben soll ein Fuhrmann, 
der Salz geladen hatte, mit Wagen und Pferden versunken sein. 
Abends 9 Uhr soll derselbe mit seinem Fuhrwerk wieder erscheinen, 
mit seiner Peitsche knallen und dabei „Hüoh!“ rufen. 
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