Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
88. Der schwarze Mann des Jüdensteins. 
(Nach Mitteilung des Seminarist Förster aus Bärenwalde.) 
Zwischen Bärenwalde und Giegengrün erhebt sich ein Granitfels, 
der Jüden= oder Giegenstein genannt. Es sollen einst in der Um- 
gebung desselben Soldaten einen Lagerplatz gehabt und die umwohnen- 
den Bewohner hart ausgeplündert haben. Dabei hat einer von den 
Soldaten einem armen Manne, welcher nichts geben konnte, das Hütt- 
lein angezündet. Da verwünschte ihn der Arme und zur Strafe muß 
nun die Seele des Soldaten in der Gestalt eines schwarzen Mannes 
an dem Jüdensteine, wo auch reiche Schätze vergraben sein sollen, ruhe- 
los umherwandeln. Viele Leute wollen diesen schwarzen Mann schon 
gesehen haben. 
Ein Mann aus Bärenwalde sagte einmal, er fürchte sich nicht, 
denn es gebe keinen schwarzen Mann;z er sei schon oft des Nachts an 
dem Steine vorbeigegangen, ohne etwas gesehen zu haben. Da ge- 
schah es, daß er einst wieder an dem Jüdensteine vorbeifuhr. Plötz= 
lich setzte sich ein schwarzer Mann zu ihm auf den Wagen, der immer 
schwerer und schwerer wurde; zuletzt konnten die Pferde den Wagen 
nicht mehr weiter ziehen. Der Bärenwalder glaubte, der Mann wolle 
ihn nur erschrecken, deshalb drehte er sich um und gab ihm eine Ohr- 
feige. Aber ebenso schnell bekam er eine solche von unsichtbarer Hand 
wieder. Er mußte den Wagen stehen lassen, ging nach Hause und starb 
nach neun Tagen. 
  
89. Ein Jüngling zu Weißbach findet im Grabe keine Ruhe. 
(Mündlich.) 
Als in Weißbach bei Schneeberg ein Jüngling gestorben war, 
zog man ihm seine schwarzen Kleider an; in der Westentasche aber be- 
fand sich noch ein Pfennig. Da kam der Verstorbene zweimal des 
Nachts um 12 Uhr wieder nach Hause. In der zweiten Nacht soll der 
Pfarrer anwesend gewesen sein, der hat ihn gefragt, was er wolle. 
Darauf sagte die Erscheinung, sie fände im Grabe nicht eher Ruhe, 
bis man den mitgenommenen Pfennig wieder geholt hätte. 
  
90. Ein Gespenst ängstigt einen Wiesenthaler Fleischer. 
(Flader, Wiesenthälisches Ehren-Gedächtnis, 1719, S. 97.) 
Anno 1655 ging ein Fleischhauer aus Wiesenthal sehr frühe bei 
Mondenschein und wollte nach Elterlein. Als er aber eine halbe Meile 
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