Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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aenan und auf einen Platz kommt, tritt ihm ein grausames ¾“° 
spenst mit feuriger Zunge und Augen entgegen, in Gestalt eines ver- 
rufen gewesenen Gebirgers, der manchem auf dem böhmischen Wald das 
Licht ausgelöschet. Dies Gespenst verlegt ihm den Weg mit seiner Kette 
um den Leib, daran eitel Totenköpfe hingen. Der Fleischhauer erschrickt, 
betet und kehrt eilends zurück nach Haus. Das Ungetüm aber be- 
gleitet ihn bis in seine Stube, stellet sich daselbst vor ihn und sieht 
ihn an, bis die Wirtin aufgestanden ist und ein Licht angezündet hat. 
Da ist das Gespenst wieder verschwunden. 
  
91. Der Einsiedel im Thale der roten Weißeritz. 
(B. C. (Cotta), Tharand und seine Umgebungen. 1835. S. 91. Gräße, 
Sagenschatz 2c. No. 264.) 
Ganz in der Nähe des Städtchens Tharand befindet sich das 
Thal der roten Weißeritz. Hier gestatten schroffe Felsriffe und wild 
aufbrausende Fluten im Frühjahr kaum einen schmalen Pfad am linken 
Gehänge hin. Eine felsige Landzunge, der sogenannte Einsiedel, wo 
einmal ein Einsiedler seine Klause gehabt haben soll, ist in der Um- 
gegend als ein Ort, wo es spukt, berüchtigt. Man erzählt sich von 
grauen Männchen, die da herumgehen, und von Geistern, die einen 
dort verborgen liegenden Schatz bewachen sollen, den nur eine ganz 
reine Jungfrau heben kann. Ein Mann aus dem nahegelegenen Somms- 
dorf sah vor Jahren, wie ein kleiner, höhnisch lachender Zwerg eine 
alte Frau vom Berge herabzerrte, die dann zerkratzt und halb besinn- 
ungslos in ihrer Heimat ankam. — In demselben Thale, bei der 
langen Brücke am Felsen hin, befindet sich auch der Nixenhügekl, der 
sehr tief und von zwei Wassernixen bewohnt ist. Lam 
92. Spukgeister im Herrenhause zu Großhartmannsdorf. 
(Märker, Chronik von Großhartmannsdorf. Marienberg, S. 36.) 
Der älteste Flügel der herrschaftlichen Gebäude in Großhart- 
mannsdorf bei Freiberg, welcher eine Anzahl finsterer Gewölbe ent- 
hält, soll der Schauplatz mancher gespenstischen Erscheinungen sein. 
Einmal soll des Nachts zur Zeit, da kein Mensch das Herrenhaus be- 
wohnte, eine Gestalt mit Licht durch alle Zimmer gegangen sein; ein- 
mal wieder eine lange weibliche Gestalt in alter Tracht und mit einem 
großen Schlüsselbunde zum öftern im Hofraume des Nachts umherge- 
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