Preußen.
schlechten Ergebnisse des Erntejahrs 1915 namentlich hinsichtlich des Rauhfutters ist ea
zur Aufrechterhaltung der Gesamtwirtschaft notwendig, die in der Verordnung erwals
ten Nutzungen in höherem Maße in Anspruch zu nehmen, als in Friedenszeiten. N.
allgemeine Futtermangel hat die stärkere Heranziehung des Strohes zu Futten
zweckes zur Folge und im Verein mit den Anforderungen der Heeresverwaltung a
die Strohvorräte zu einer außerordentlichen Knappheit an Rauhfutter und Stern
geführt. Durch die Ausnutzung der Waldweide, des Futterreisigs, der Heide 1
findet eine unmittelbare Vermehrung der Futterbestände statt, während die Verwen-
dung von Waldstreu mittelbar zu demselben Ziele führt, indem dadurch eine ent.
sprechende Menge von Futterstroh freigemacht wird. Das Interesse der Allgemein.
heit daran, daß ihr diese Rohstoffe zugeführt werden, ist daher so groß, daß die Privat-
interessen zurücktreten müssen. Infolge des bestehenden Mangels an diesen Stoffen
aber wird die Nachfrage nach ihnen sich steigern. Die dadurch bedingten höheren
Preise würden weder in höheren Aufwendungen noch darin ihre Begründung finden,
daß die Ausübung der Nutzung der sonstigen Zweckbestimmung der Grundstücke
etwa größere Nachteile bringt als zu Friedenszeiten. Wird aber der für die Nutzung
zu zahlende Preis zu hoch, dann findet keine hinreichende Inanspruchnahme der-
selben statt. Diese Gesichtspunkte sind bei der Preisfestsetzung zu beachten. Unter-
lagen für sie würden sich sowohl für die Waldstreu als auch für die Waldweide un.
schwer aus Ablösungen u. ä. ermitteln lassen. Bezüglich der Heidenutzung wird aber
die Preisfestsetzung vielfach auf Schwierigkeiten soßzen= Bei der Heranziehung der
Heideflächen für die Rauhfutter= und Streuversorgung sowohl als auch für die Her-
stellung von Heidemehl durch den Kriegsausschuß für Ersatzfutter ging man davon
aus, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse der Besitzer in keiner Weise gestört werden
sollen, wenn es sich um die regelmäßige Nutzung der in der Nähe des eigenen Wirt-
schaftsbetrieb gelegenen Heideflächen handelt. Diese Rücksichtnahme ist aber bei
entlegeneren Heideflächen, die bisher überhaupt nie zur regelmäßigen Nutzung
gekommen sind, nicht angezeigt. Derartige Flächen sind in viel größerem Umfange
vorhanden, als sie für die Futterversorgung und die Futterfabrikation während
der Kriegszeit irgend Verwendung finden können. Zu Beginn der Tätigkeit des
Kriegsausschusses ist es gelungen, den Heideaufwuchs umfangreicher Flächen zum
Preise von 2—8 Mark je Hektar zu erwerben. In dem Maße, in dem die Fabrikation
in den Kreisen der Heidebesitzer bekannt wurde, sind aber die Preise in ganz ungerecht-
fertigter Weise gestiegen, so daß schließlich für den Aufwuchs eines Hektars 60—80 Mark
gesordert wurden. Bei solchen Preisen wird die Herstellung von Heesuete unmög-
lich. Die Erfahrung dieser Fabrikation hat gezeigt, daß sie sich nur dann durch-
führen läßt, wenn der Doppelzentner Heide frei Waggon auf der Absendestation
nicht mehr als 2 Mark kostet. Diese Preisstellung war nur durch Benutzung der vom
Herrn Kriegsminister in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellten Kriegs-
gefangenen bei der Heidewerbung und bei den oben erwähnten Grundpreisen für
die Heide möglich. Werden die Preise für den Heideaufwuchs unter den obigen
Voraussetzungen höher als auf 2—8 Markje Hektar festgesetzt, so“ würde die Fabrikation
von Heidemehl, die sich in jeder Beziehung bewährt hat und wesentlich zur Linderung
der Futternot beiträgt, lahmgelegt werden.
54