Erstes Kapitel
Die Emser Depesche und der Frieden von Frankfurt
icht allein gegen die Regierung des Kaisers Wil-
helm II., meines Vaters, erhebt die Note vom
16. Juni den Vorwurf, „das größte Verbrechen gegen
die Menschheit und gegen die Freiheit der Völker“, den
am 1. August 1914 zum Ausbruch gekommenen Krieg,
veranlaßt und vorbereitet zu haben, sondern sie behaup-
tet auch, daß die Regierenden Deutschlands das Ziel
dieses Verbrechens, die Vorherrschaft in Europa „ge-
kreu der preußischen Tradition“ seit langen Jahren an—-
gestrebt haben. Sie sagt nicht klar und deutlich, ob sich
dieses Streben nach der Vorherrschaft in Europa auf die
Zeit beschränkt, die seit den Kämpfen um die Einigung
Deutschlands verflossen ist, also auf die Zeik Wilhelms I.
und Bismarcks, aber die Worke „gekren der preußischen
Tradition“ lassen darauf schließen, daß ihre Verfasser
die Wurzeln dieses „Verbrechens“ zum mindesten schon
im achtzehnken Jahrhunderk enkdeckl zu haben glauben,
vielleicht sogar, daß sie meine Vorfahren bis zum Gro-
ben Kurfürsten hinauf für die Enkstehung dieses Krieges
verankworklich machen wollen. Die leikenden Skaaks-
männer Englands und Frankreichs haben diesen Gedan-
ken schon während des Krieges in vielen Reden ausge-
sprochen, und Viviani hak in dem Buch, das er im An-
schluß an die Erinnerungen meines Vakers unker dem
Titel „Réponse au Kaiser hakt erscheinen lassen, den
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