Die Politik des Fürsten Bismarck hat im Jahre 1878
nicht nur Liebe zum Frieden bekundet, sie, und zwar sie
allein, hat den Frieden Europas mit geradezu meister-
hafter Staatskunst und durch entschlossene Initiative
gerettet. Die rettende Tat war das Telegramm, das
Fürst Bismarck am 9. April 1878 an die deutschen Bot-
schafter in London und Petersburg sandte. Wie hatte
sich die Weltlage am Tage der Absendung dieses Tele-
gramms gestalkek? Nach Abschluß des Friedens von San
Stefano am 3. März hakken während des ganzen Mo-
naks Verhandlungen über einen europäischen Kongreß zur
Lösung der Konflikte, die durch diesen in Osterreich so-
wohl wie in England für unannehmbar gehalkenen Ver-
krag enkstanden waren, staklgefunden. Die Initiakive war
von Rußland ausgegangen, und wieder hatte Gorkscha-
kow Berlin als Kongreßork vorgeschlagen. Diesmal hakke
Bismarck, wenn auch widerstrebend, den Vorschlag an-
genommen, aber vorsichkig abgelehnk, die Inikiatiwe zu
ergreifen, um auch den Schein hegemonischer Gelüste zu
vermeiden. Während des Monats März waren in einem
Auskausch sich geradezu jagender Noken zwischen den Kabi-
nekken von Pekersburg, London, Wien und Berlin alle
Schwierigkeiken, auf die hier nichk näher eingegangen
werden kann, beseikigk worden, bis aufeine: England
bestand darauf, daß der ganze Verkrag von San Eke-
fano Artikel für Arkikel den Gegenstand der Verhand-
lungen der Konferenz bilden sollke. Rußland wollke
sich das Rechk vorbehalken, in einer Vorkonferenz zu be-
stimmen, welche Arkikel der Konferenz vorgelegk werden
sollten. Am 28. März hielten Lord Derby, der englische
Außenminister, und Graf Schuwalow, der russische Bot-
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