144 8 8. Zeichnen.
Zeit müsse vermieden werden, da er sonst seinen Zweck nicht erreichen
könne. Man habe ihn der Regel zuwider in manchen Schulen auf
zwei oder drei Jahre eingeschränkt, um für den Schreibunterricht,
wenn dessen Ergebnisse nicht befriedigen wollen, mehr Raum zu ge-
winnen. Von dieser bedauerlichen Maßnahme aber werde man allent-
halben absehen können, sobald nur der Schreibunterricht von vornherein
in der richtigen Art und Weise betrieben werde.
Und nur in ganz besonderen Notfällen sei das Auskunftsmittel, den
Zeichenunterricht zugunsten anderer Lehrfächer einstweilen auszusetzen,
allenfalls berechtigt. Denn obgleich das Zeichnen nicht zu denjenigen
Lehrgegenständen gehöre, die bei Beurteilung der Schulreife zu-
nächst in Betracht kommen (vergl. § 1 Abs. 7 des Gesetzes vom 26. April
1873), so bleibe doch „bei den vielseitigen und stetig wachsenden An-
sprüchen unserer Zeit an die persönliche Tüchtigkeit dringend zu wünschen,
daß keinem Schüler und keiner Schülerin die Gelegenheit geschmälert
merte den bildenden Einfluß des Zeichenunterrichts auf sich wirken
zu lassen“.
Ubrigens hat das Königl. Ministerium des Kultus und öffent-
lichen Unterrichts durch Verordnung vom 20. Mai 1898 ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß der Zeichenunterricht in den Lehrplan aller
Volksschulen einzustellen ist und daß davon nur unter besonderen Um-
ständen, deren Beurteilung dem Bezirksschulinspektor überlassen bleibe,
nach Gehör des Schulvorstandes ausnahmsweise bis auf weiteres Ab-
stand genommen werden kann.
191) Statt: „vorzugsweise im Rahmen des Quadrats“ würde nach
dem jetzt üblichen Gange des Zeichenunterrichts zu setzen sein: „im
Rahmen des Quadrats, Drei= und Vielecks“". Es ist wichtig,
dies zu beachten.
„Der systematische Unterricht beginnt unter Anschluß an Lebens-
formen mit der Darstellung der Geraden in verschiedenen Lagen, schreitet
dann zu dem regelmäßigen Viereck, Achteck, Dreieck, Sechseck und zum
Kreise weiter (Stern= und Rosettengebilde), behandelt auf der Grund-
lage des letzteren das regelmäßige Fünfeck und geht nach der Ubung
schwierigerer Blüten= und Blattformen zur Ellipse, Spirale und zu
Flächenverzierungen verschiedener Art über. Den Schluß bilden, wo
die Verhältnisse günstig liegen, Aufnahmen nach Gebrauchs-, Natur-
und Kunstgegenständen.“
192) Namentlich ornamentale Blatt= und Blumenformen,
Schmetterlinge und Käfer. Die Erkenntnis und Belebung dieser Formen
wird durch Vergleichung derselben mit ihren natürlichen Vorbildern am
besten erreicht.
Nach neueren Vorschlägen über den Betrieb des Zeichenunterrichts,
„dessen Methodik jetzt in starkem Flusse begriffen ist“, tritt das Orna-
ment gegen früher an Bedeutung zurück; nur insoweit soll es noch
herangezogen werden, als es von den Schülern selbständig aus regula-
risierten Naturformen zusammengestellt werden kann.
193) G. B. „Sobald als möglich ist den geübteren Schülern zur
Ergänzung von Figuren nach einzelnen Teilen derselben, zur Her-