Full text: Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878.

146 8 8. Zeichnen. 
„Bei den Mädchen ist der Zeichenunterricht auch mit Rücksicht auf 
die weiblichen Handarbeiten zu betreiben.“ S. hierzu: Hofmann, 
Zwanzig Vorlagen für den Zeichenunterricht; Effen berger, Stoffe 
und Entwürfe für Mädchenzeichnen. 
Bei der Einfuhrung derartiger Aufgaben wird allerdings, damit 
die Einheit des Lehrganges gewahrt und Ungeeignetes gänzlich 
ausgeschlossen bleibt, mit der größten Vorsicht zu verfahren, namentlich 
aber zu bedenken sein, daß doch in sorgfältiger Ubung der Elemente 
die beste Vorbereitung des Zeichenschülers für das praktische Leben liegt. 
196) G. B.: „Besondere Aufmerksamkeit ist auf die Sauberkeit der 
Hefte im Außern und Innern, sowie auf die ebenmäßige Anlage der 
Zeichnungen auf dem einzelnen Blaite zu verwenden.“ 
„„ Einen nicht hoch genug zu schätzenden erziehlichen Einfluß hat 
der Zeichenunterricht dadurch, daß er die Bildung des Schönheitssinnes. 
fördert. Zu diesem Zwecke soll er von Anfang an streng darauf halten, 
daß jede Zeichnung sauber und regelrecht ausgeführt wird.“ 
Die seit einigen Jahren gebräuchlichen Zeichenblöcke (Hochformat) 
werden von mancken Lehrern zur Benutzung beim Unterrichte gern 
empfohlen. 
197) G. B.: „Der Unterricht ist so einzurichten, daß die ganze Klasse 
in bezug auf den Stoff möglichst gleichmäßig beschäftigt wird (Massen- 
und Gruppenunterricht), an die geförderteren Schüler aber je nach 
dem Grade ihrer Befähigung und Ausbildung gesteigerte Anforderungen 
rücksichtlich der kunstgemäßen Ausführung gestellt werden. Ubungen, 
die hauptsächlich die Ausbildung der Handfertigkeit zur Herstellung, 
eines leichten, sauberen und regelrechten Striches zum Zwecke haben, 
sind (unter Benutzung von Packpapier und der Wandtafel) häufig mit 
allen Schülern gleichzeitig vorzunehmen. Nur hervorragende Schüler 
ariigen im Einzelunterrichte je nach Maßgabe ihrer Anlager sweiter 
geführt.“ 
„Der Unterricht muß der Hauptsache nach Massenunterricht sein, 
da bei einer gleichmäßigen Beschäftigung der Klasse dem Lehrer mehr 
Zeit bleibt, die einzelnen Aufgalen gründlich zu behandeln und die 
Arbeiten der Schüler genau zu beaufsichtigen.“ 
Lehrplan für den Bezirk Chemnitz ll: „Der Unterricht muß vor- 
herrschend Massenunterricht sein, wobei die Schüler nach Möglichkeit 
gleichmäßig gefördert werden sollen. Dabei kann und soll jedoch auch 
der Eigenart der Kinder Rechnung getragen werden, indem füt ge- 
übtere die gemeinsame Aufgabe erweitert wird.“ 
„Durch einen gut geleiteten Gesamtunterricht werden die Kinder 
zugleich an genaue und pünktliche Ausführung eines Gebotes gewöhnt: 
damit gewinnt der Zeichenunterricht einen wesentlichen Einfluß auf die 
Schulzucht.“ Vergl.: Baunack, Lehrplan 2c. 
„Wenn bei manchen Zeichenklassen die Durchschnittsleistung nicht 
in dem Maße befriedigt, wie nach den gegebenen persönlichen und sach- 
lichen Verhältnissen erwartet werden darf, so beruht dies zumeist haupt- 
sächlich darauf, daß man beim Gange des Unterrichts rascher vorwärts. 
schreitet, als nach dem Bildungsstande der Schülermehrheit angezeigt ist.“
	        
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