88. Zeichnen. 147
197b) In betreff der Einzelheiten des § 8 Abs. 3 nur im all-
gemeinen bezeichneten Lehrganges verweisen die G. B. mehrfach auf
„Tretaus Kleinen Zeichner“, der damals für die Behandlung des
elementaren Zeichenunterrichts fast allgemein maßgebend war.
Später ist jedoch wiederholt empfohlen und auch versucht worden,
aus den in der Tretauschen Schrift vorgeschlagenen Ubungen eine Aus-
wahl zu treffen und in diese einiges aufzunehmen, was dem Zeichenunter-
richte mehr Reiz zu verleihen und besseren Erfolg zu sichern vermöge.
Aber auch diese Versuche haben nicht hindern können, daß der
„Kleine Zeichner“ in neuerer Zeit beim Unterrichte allmählich in den
Hintergrund zurücktrat.
Dagegen gewinnt dem Vernehmen nach in immer weiteren Kreisen
beifällige Aufnahme „O. Thieme, Lehrgang für den Zeichenunterricht
in Volksschulen. Auf Anregung des Vereins sächsischer Seminarzeichen-
lehrer und unter Mitarbeit des Herrn Oberlehrer Pfennigwerth
herausgegeben (Dresden, A. Huhle)“. .
„Dieser Lehrgang erstrebt Sicherheit in der Verbindung des geo—
metrischen Zeichnens mit dem Freihandzeichnen, der Kunstform mit der
Lebensform, der Sachkenntnis mit der Formensprache, der geometrischen
Darstellung des Körpers mit der perspektivischen“ und eröffnet so dem
Zeichenunterrichte freiere, seinem Ziel entsprechendere Bahnen. Der
2. Auflage desselben sind Pläne über die Verteilung des Lehrstoffs in
zwei-, vier-, sechs= und siebenklassigen Schulen beigegeben, die auch
für den Fall, daß vier Abteilungen in einer Klasse gleichzeitig unter-
richtet werden müssen, von ein und derselben Grundform ausgehen,
aber im weiteren Verlaufe jede Abteilung zu der ihrem Standpunkte
gemäßen Sonderübung führen.
Die Schrift „„O. Pfennigwerth, Beitrag zu dem Lehrplan für
den Zeichenunterricht in Volksschulen von O. Thieme (Dresden,
A. Huhle)“ sucht den Thiemeschen Lehrgang im Sinne der neuzeit-
lichen Bestrebungen weiter auszugestalten.
In den letzten Jahren sind in einigen Aufsichtsbezirken von dem
Seminaroberlehrer Elßner besondere Zeichenkurse abgehalten worden,
die lebhafte Beteiligung gefunden haben.
Wertvolle Anregungen bietet Karl Elßner in seinem Werke: Auf-
gaben für Zeichnen und Werktätigkeit, 2 Teile (Dresden, A. Müller-
Fröbelhaus).
197) Anscheinend nimmt das Kopieren von Vorlagen im
Lehrgange mancher Schulen noch immer großen Raum ein.
Dagegen bestimmt der Lehrplan für den Bezirk Chemnitz 1I:
„Das bloze Nachbilden von Einzelvorlagen, Wandvorlagen oder Wand-
tafelzeichnungen ist zu vermeiden.“ Vergl. auch die methodischen Be-
merkungen bei Reil, Lehrpläne 2c.
Und so wollen es die neuesten Bestrebungen zur Reform des
Zeichenunterrichts in der Volksschule: „Der Zögling soll dahin geführt
werden, selbständig beobachten und darstellen zu können. Der Haupt-
wert einer Zeichnung aus Kindeshand liegt nicht in dem sauberen
Strich, nicht in der tadellos aufgetragenen Farbe, sondern in der
10“