150 § 9. Turnen
200) G. B.: „Welche Auswahl bezüglich der Turnübungen zu
treffen ist, das wird einesteils von der für den Unterricht bestimmten
Zeit, andernteils von den ihm zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten
und Geräten abhängig zu machen sein; vorderhand wird sich etwas
Allgemeingültiges hierüber kaum feststellen lassen. Nur möge erwähnt
werden, daß alle mit Gefahr verbundenen oder auf Kunststücke hinaus-
laufenden Ubungen sorgfältig vermieden werden müssen.“
„Für das Knabenturnen sind mehr die durchgreifenden, ruck-
und schwunghaften Frei= sowie die straffen Marschübungen, für das
Mädchenturnen dagegen mehr die leichteren und gefälligen Frei-
übungen, Gang= und Hüpfarten auszuwählen. Ahnliche Rücksichten
sind bei der Auswahl von Gerätübungen für jedes der beiden Ge-
schlechter zu nehmen. Doch soll auch den Ubungen für Mädchen ein
angemessener Grad von Anstrengung innewohnen. Keinesfalls aber
dürfen die für Knaben charakteristischen Ubungen ohne weiteres auf das
Turnen der Mädchen übertragen werden.“
„Ubungen, die an den Mut und die Entschlossenheit des Knaben
gewisse Anforderungen stellen, sind nicht ganz außer Betracht zu lassen;
bei ihnen aber muß der Lehrer sein Augenmerk ganz besonders darauf
richten, daß Unfälle jeder Art verhütet werden.“
Für höhere Knabenklassen sind namentlich auch die so beliebt ge-
wordenen ÜUbungen mit dem Eisenstabe (90 cm lang und 2 kg schwer)
zu empfehlen.
G. B.: „Wo die Mädchen zum Turnen herangezogen werden, da sind
sie getrennt von den Knaben in besonderen Abteilungen zu unterrichten.“
Nach den inzwischen gewonnenen Erfahrungen erscheint jedoch die Ver-
einigung beider Geschlechter nicht unter allen Umständen bedenklich.
Vergl. Baunack, Lehrplan 2c
„Die Pflege der Bewegungsspiele im Freien ist besonders für
das Sommerhalbjahr dringend anzuraten. Jeder Schule sollten zu
diesem Zwecke ein oder zwei mit Rehhaar gefüllte Lederbälle (im Durch-
messer 15 bis 25 cm) zur Verfügung stehen. Auch sollte während der
günstigen Jahreszeit namentlich in den oberen Klassen der Lauf
(Schnell= und Dauerlauf) oft geübt werden.“
An mehreren Orten sind besondere Spielnachmittage eingeführt
worden, die sich dem Vernehmen nach sehr gut bewährt haben.
200b) G.B.: „Durch wohlbedachte Abwechslung in den Übungen
sind die Kinder vor übermäßiger einseitiger Anstrengung zu behüten;
auch ist sorgsam darauf zu achten, daß bei noch so strenger Zucht doch
die Lust am Unterrichte nicht verloren geht.“
Für den Wechsel der Ubungen in einer Turnstunde ist nachstehender
Vorschlag zu berücksichtigen: „Im ersten Drittel der Stunde werden
ei= und Ordnungs= oder Stabübungen betrieben; hierbei ist der
bungsstoff nicht ausschließlich in Form von Ubungsgruppen darzu-
bieten, sondern es sollen öfters auch einfache Dauerübungen als
Ergänzung zugeordnet werden. Die übrige Zeit wird auf Gerätturnen
und Spiele dergestalt verwendet, daß entweder an zwei Geräten, die
verschiedenartige Betätigung des Körpers erfordern (z. B. Hangübungen