§ 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben. 51
Unterrichte zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern. Diese Aufgabe
vertiest und erweitert sich mit der zunehmenden Würdigung der unfrer
Sprache innewohnenden Kraft und Schönheit. Es gilt nicht nur, die
Jugend durch Unterweisung und Vorbild zu lehren, entbehrliche
Fremdwörter zu meiden und aus dem Reichtum des deutschen
Sprachschatzes den eigenen Worivorrat zu vermehren, sondern auch in
dem heranwachsenden Geschlechte ein lebendiges und sicheres Sprach-
efühl zu wecken, sein deutsches Sprachgewissen zu schärfen und die
Jugend zur Klarheit, Einfachheit und Sachlichkeit des Ausdrucks und
des Satzbaues im mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Sprache
zu erziehen.
30) Wangemann (Meißen) äußert sich über die Gliederung
des Sprachunterrichts in den G. B. folgendermaßen: „Der Sprach-
unterricht selbst hat folgende Unterrichtsmittel anzuwenden: a) Mit-
teilung und Aneignung des entsprechenden richtigen Wortausdruckes
für die durch Betrachtung von Gegenständen, Tätigkeiten und Eigen-
schaften gewonnene sachliche Anschauung (sachlichen Anschauungs-
unterricht); b) Betrachtung und Ubung der richtigen Sprach-
gestaltung für den Gedankenausdruck zur Bildung des Sprach-
gefühles und sichere gedankenmäßige Einübung der wichtigsten Sprach-
formen durch Sprechen, Schreiben und Lesen zum richtigen und sicheren
mündlichen und schriftlichen Gebrauche derselben (sprachlichen An-
schauungsunterricht); c) Einführung in das Verständnis der dem
Sprachausdrucke der hauptsächlichsten Sprachformen zugrunde liegenden
Sprachgesetze und fortgesetzte wohlgeordnete Ubungen in der Anwendung
derselben bis zur Sicherheit beim mündlichen und schriftlichen Ge-
brauche in der Darstellung der Gedanken oder in Aufnahme derselben
beim Lesen (elementarischen grammatischen Sprachunterrichtz;
d) Behandlung von Sprach= und Lesestücken, in welchen die Gedanken
in solch logischer Ordnung verbunden sind, daß in denselben die ver-
schiedenen Stilarten zur Anschauung als Vorbilder für die Nachbildung
gebracht werden (stilistischen Sprachunterricht); e) schulgemäße
Besprechung einer entsprechenden Anzahl poetischer und prosaischer
Literaturstücke aus unserer Nationalliteratur, die nach ihrem Ge-
dankeninhalte dem Verständnis der hier in Betracht kommenden geistigen
Entwicklungsstufe entsprechen (Leseunterricht). — Die Aufgabe der
Unterklasse besteht hauptsächlich darin, die unter a und b bezeichneten
Sprachübungen mündlich und schriftlich auszuführen; der Oberklasse
fallen dann besonders die unter c, d und e aufgeführten sprachlichen
Übungen in den Lese= und Sprachlektionen zu. Doch darf keine der
Ubungen zugunsten der anderen vernachlässigt werden, damit auf
allen Stufen die verschiedenen naturgemäß sich entwickelnden Seiten des
Sprachunterrichts ihre notwendige Berücksichtigung finden.“
Vorstehende Gedanken über den Sprachunterricht finden ihre Ver-
vollständigung durch ins einzelne gehende, hier aber entbehrliche Be-
merkungen über das Schreiben und Lesen.
31) Wie der gesamte Schulunterricht die sprachliche Bildung der
Jugend fördern helfen soll, so sollen die einzelnen Fächer des Sprach-
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