Full text: Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878.

§ 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben. 53 
Biblische Geschichte durch Pflege zusammenhängender Wiedergabe des 
Erzählten, wieviel Anschauungsunterricht und Heimatskunde durch den 
Aufbau kleiner Gedankenreihen, das Rechnen durch Gewöhnung an 
selbständiges und vollständiges Vorrechnen, das Schreiben durch die 
Forderung, über das zu Schreibende und Geschriebene Rechenschaft 
abzulegen, das Singen durch sorgfältige Einübung der Texte zur 
Förderung der Sprachfertigkeit beitragen kann, liegt auf der Hand.“ 
33) Dr. Wild (Stoffpläne rc., Zusätze II): „Bei den Sprech- 
übungen sind besonders die gerade charakteristischen Merkmale der zu 
behandelnden Gegenstände, z. B. das für die Lebensweise oder die Be- 
nutzung Eigentümliche, und im Zusammenhange damit Geschichten und 
Gedichte zu berücksichtigen. Auch kann nicht dringend genug empfohlen 
werden, daß der Lehrer schon bei seiner Vorbereitung das Lesestück, 
welches er über den betreffenden Gegenstand später lesen lassen will, 
mit in Betracht zieht, desgleichen daß er dabei die Sätze, die von 
den Kindern abschließend zusammengefaßt werden sollen, schriftlich fest- 
stellt, damit sie sich der Sprachkraft der Schüler anpassen und zugleich 
als Unterlage für weitere sprachliche Ubungen dienen können.“ 
G. B. Ein angemessener Wechsel zwischen Einzel= und Chor- 
sprechen wird als erforderlich bezeichnet, zugleich aber hervorgehoben, 
das letztere müsse, damit es sich nicht durch allerlei Geschmacklosigkeiten 
(Schreien, Leiern 2c.) unangenehm bemerklich mache, in der taktvollsten 
Weise geleitet werden. 
Schreyer (Entwurf): „Sind einzelne Gedanken besonders hervor- 
zuheben oder handelt es sich um feste Einprägung derselben, so hat das 
Chor= dem Einzelsprechen nachzufolgen.“ Vergl.: Baunack, Lehr- 
plan r2c.; Lehrpläne für die Schulinspektionsbezirke Dippoldiswalde 
und Chemnitz II. 
Das Weitere über den Anschauungsunterricht gibt § 6 des Lehrplanes. 
34) Baunack (Lehrplan 2c.): „Sprechübungen haben sich nament- 
lich auch an den Inhalt des Lesebuches anzuknüpfen. Schon die 
Normalwörter geben hierzu Veranlassung, sodann manches aus den 
Wörtergruppen, besonders aber zusammenhängende Lesestücke.“ Im 
übrigen s. § 3b Abs. 5 des Lehrplanes. 
35) In der Elementarklasse bietet der Anschauungsunterricht die 
beste Gelegenheit, einige Verschen, deren Inhalt sich dem behandelten 
Lehrstoffe anschließt, auswendig lernen zu lassen. Nur wird bei der 
Wahl dieser Memorierstoffe mit Vorsicht zu verfahren sein, damit 
sich nicht statt des Kindlichen Kindisches einbürgere. Die Grenzlinie 
zwischen beiden ist ja zuweilen eine sehr feine. Unsere Kinderliteratur 
bietet eine ziemlich reiche Auswahl vortrefflicher Sachen. 
Inwieweit der Fröbelschen Art Eingang zu gestatten sei, das läßt 
sich allgemeinhin äußerst schwer bestimmen; hier und da — das ist 
sicher — sind gute Erfolge erzielt worden. Die Kinder erfreuen sich 
der außergewöhnlichen Anregung, der sich auch stumpfe Naturen in 
der Regel nicht völlig entziehen können. Von bloßen Versuchen in 
dieser Sache ist gewiß abzuraten.
	        
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