58 §. 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben.
Sach- und Gesinnungsunterricht, auf Verstand, Herz und Gemüt wirken
zu lassen.“ — S. a. Lehrpläne für die Aufsichtsbezirke Dippoldis-—
walde und Chemnitz II.
Der Lehrplan enthält keine Bestimmung darüber, wann im
1. Schuljahre mit dem Leseunterricht begonnen werden soll. Die alte
Praxis, gleich nach Ostern anzufangen, ist fast überall aufgegeben
worden. Es gilt, die Kinder erst unterrichtsfähig zu machen und durch
sorgfältige mündliche Sprachpflege das Lesen vorzubereiten. Zu weit
darf aber der Termin, wo das Lesen einzusetzen hat, nicht hinaus-
geschoben werden, wenn das Ziel sicher erreicht werden soll. Wünschens-
wert ist es, daß innerhalb jedes Bezirkes und zwischen benachbarten
Bezirken, die miteinander in enger wirtschaftlicher Verbindung stehen,
eine Einigung hierüber herbeigeführt wird, soweit dies bei der Ver-
schiedenheit der Schulorganisation angängig ist, damit die Schüler, die
während des Schuljahres in eine andere Schule übergehen, in ihren
Fortschritten möglichst wenig gestört werden.
47) Die G. B. bemerken in betreff zweiklassiger Schulen u. a.: „Die
Schüler der ersten beiden Jahrgänge bilden zwei getrennte Abteilungen,
deren untere möglichst oft mit Benutzung der Lesemaschine zu beschäftigen
ist; die obere kann zu den erforderlichen Wiederholungsübungen heran-
gezogen werden. Die Schüler des dritten und vierten Schuljahres sind
zu einer Abteilung zu vereinigen, die der Oberklasse in der Regel.“
Wie der Lehrplan für die zweiklassigen Schulen des Inspektions-
bezirkes Dippoldiswalde bestimmt, sollen die Kinder des zweiten
Schuljahres so weit gefördert werden, „daß sie vom Winterhalbjahre
an am Lesen der ersten Abteilung teilnehmen können“. Dies fordert
auch der Lehrplan für den Bezirk Glauchau.
48) Die G. B. verweisen hierzu auf den günstigen Einfluß öfterer
Wiederholungen und wohlgeleiteten Chorlesens, welches letztere
allerdings nach den höheren Abteilungen hin mehr und mehr zurück-
treten werde.
Lehrpläne für die Inspektionsbezirke Dippoldiswalde und
Chemnitz II: „Man dulde nie ein zu schnelles Lesen; denn das
Schnellesen ist die Mutter des Schlechtlesens.“
Schreyer, Entwurf 2c.: „Um die Selbsttätigkeit der Kinder zu
wecken, den Schulunterricht weiter auszubauen und die Benutzung der
Schüler= oder Volksbibliotheken (Anmerkung 28) vorzubereiten, sind leicht-
verständliche Lesestücke für das Familienlesen zu bezeichnen und im
Unterrichte dann heranzuziehen.“
49) G. B.: „Der richtige Silben-, Wort= und Redeton muß
schon in der Unterklasse berücksichtigt und geübt werden, damit dem
gedankenlosen Ablesen von vornherein vorgebeugt wird.“
Baunack, Lehrplan 2c.: „Frühzeitig sind die Kinder zu gewöhnen,
die schweren und leichten Silben wohl zu unterscheiden, grammatisch
Zusammengehöriges nicht voneinander zu reißen, auf die Satzzeichen zu
achten und sich einen ansprechenden Leseton anzueignen.“
50) Gelegentlichen Wahrnehmungen nach „müßte es nicht un-
interessant sein, die verschiedenen Melodien, nach welchen in manchen