Full text: Lehrplan für die einfachen Volksschulen des Königreichs Sachsen vom 5. November 1878.

§ 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben. 69 
73) G. B.: „Der Unterricht beginnt mit den ersten Sprech= und 
Leseübungen, bei welchen es wie auch sonst besonders darauf ankommt, 
die Schüler an sorgfältige Artikulation zu gewöhnen, ihr Ohr für das 
richtige Hören der Wörter, ihr Auge für genaues Anschauen derselben 
zu schärfen.“ „In den ersten Schuljahren ist die Rechtschreibung in 
Anlehnung an den Leseunterricht vornehmlich durch die richtige Ge- 
wöhnung zu begründen; später wird in Anlehnung an die Sprachlehre 
die Erkenntnis der für die Rechtschreibung gültigen Gesetze vermittelt.“ 
„In der Unterklasse ist namentlich auf die Anwendung der 
großen Anfangsbuchstaben bei Hauptwörtern und zu Beginn des Satzes, 
auf Umlautung, Dehnung und Schärfung, Silbenabteilung, auf leicht 
zu verwechselnde Laute und Buchstaben, sowie auf die Schreibung der 
wichtigsten Vor= und Nachsilben zu achten. In der Oberklasse wird 
besonders auf die Fallbiegung (Dativ und Akkusativ), auf die Rektion 
der Verhältnis-, Zeit= und Eigenschaftswörter, auf die Schreibung von 
„das“ und „daß"“, des anredenden Fürwortes in Briefen, auf die 
Wortbildung (Ableitung und Zusammensetzung) und Zeichensetzung ein- 
zugehen sein. Auch die Schreibung der gebräuchlichsten Fremdwörter 
ist hier in den Kreis der orthographischen Ubungen zu ziehen.“ 
„Bis zum vollendeten sechsten Schuljahre sollten die Hauptschwierig- 
keiten der Orthographie überwunden sein.“ 
Schreyer (Entwurf 2c.): „Durch sorgfältiges Anschauen, Vor= und 
Nachsprechen, durch fleißiges Syllabieren, Lautieren oder Buchstabieren 
der Wortbilder, durch mündliche und schriftliche Hervorhebung eigen- 
tümlicher Lautformen, durch Vergleichung ähnlicher Laut= oder Wörter- 
ruppen, durch Gewinnung der orthographischen Regeln aus brauchbaren 
inschauungsbeispielen und vor allem durch vielseitige, unausgesetzte übung 
zur Befestigung des Erkannten ist die Erreichung des Zieles anzustreben.“ 
Über die stufenweise Anordnung des Unterrichtsstoffes s. u. a.: 
Baunack, Lehrplan 2c.; Reil, Lehrpläne 2c.; Schreyer, Entwurf rc.; 
Lehrpläne für die Bezirke Dippoldiswalde und Chemnitz I:; 
Dr. Haupt und Hesse, Deutsche Sprachkunde (Dresden); Thieme, 
Vorschule zu Petermanns Aufgabenbuch rc. (Dresden). 
74) Das planmäßige Abschreiben geeigneter Lesestücke wird neben 
dem Lautieren, Syllabieren und Kopfbuchstabieren namentlich für die 
ersten Schuljahre empfohlen; es bedarf aber, wenn die Erfolge be- 
friedigen sollen, guter Leitung und genauer Kontrolle (G. B.). 
Förderlich ist es auch, nach orthographischen Gesichtspunkten Wörter- 
und Satzgruppen aus Lesestücken ausschreiben zu lassen (Baunack, 
Lehrplan r2c.; Schreyer, Entwurf 2c.). 
75) G. B.: „Das Aufschreiben memorierter Sprüche und Verse 
verschiedener Art, sowie von Lesestücken nach dem Gedächtnis kann 
unter Einhaltung angemessenen Fortschreitens zum Schwierigeren auf 
sämtlichen Unterrichtsstufen in Anwendung kommen.“ 
„Wenn sich bei dem Ab= und Aufschreiben in Schule und Haus ge- 
wisse Fehler häufiger einfinden, so ist damit angezeigt, daß besondere 
Ubungen zu deren Beseitigung einzutreten haben.“ „Die Nachwirkung
	        
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