76 § 3. Deutsche Sprache mit Lesen und Schreiben.
87) Diese täglichen Arbeiten, für welche die Schiefertafel oder
auch das Tagebuch zu benutzen ist, können an verschiedene Unterrichts-
gegenstände angeschlossen werden. Als besonders zweckmäßig erscheint
es aber, den Hauptinhalt von Lesestücken je nach dem Standpunkte der
Schüler entweder frei, oder mit Hilfen in einigen Sätzen niederschreiben
zu lassen. S. Anmerkung 51 b.
Dies kann teils in der Schule, teils zu Hause geschehen. Schreyer
(Entwurf 2c.) empfiehlt, am Schlusse jeder Unterrichtsstunde aus den
Sprach= und Sachgebieten die letzten 10 bis 15 Minuten zu einer
Niederschrift in das Tagebuch zu verwenden.
Vergl.: Lehrplan für die Fortbildungsschulen 2c., §2 Abfs. 10,
insbesondere Anmerkung 40.
88) Vergl. § 3 Abs. 3 des Lehrplanes. G.B.: „Von der Behandlung
der Sprachlehre in der einfachen Volksschule ist alles auszuschließen,
was den Schülern für das Verständnis und den richtigen Gebrauch der
Sprache nicht von Wichtigkeit ist."
„Falsch aber ist, wie Grüllich (Zweiter Beitrag 2c.) bemerkt, die
Meinung, in der Volksschule sei Grammatik überhaupt nicht zu be-
treiben; es reiche hin, das Sprachgefühl auszubilden, dazu aber sei
Grammatik unnötig. Deshalb ist diese Ansicht unrichtig, weil das bloße
Sprachgefühl nie zur vollen Sicherheit und Korrektheit insbesondere
des schriftlichen Ausdruckes führen, weil ohne grammatischen Unterricht
Festigkeit in der Interpunktion und Orthographie gar nicht erzielt werden
kann. Am allerwenigsten ist es in der Volksschule möglich, das Sprach-
gefühl so auszubilden, daß es sicherer leite als alle Regeln, da einer-
seits das Kind in sprachlicher Hinsicht viel zu wenig in die Schule
mitbringt, anderseits die Zeit zu genügender Ubung fehlt, endlich der
Dialekt, den das Kind im Hause und Leben immer wieder hört, ein
mächtiges Hindernis für die feste Angewöhnung neuhochdeutscher Sprach-
sormen bildet.“
S. hierzu u. a: Dr. Haupt und Hesse, Deutsche Sprachkunde,
Lehrerheft; Grüllich, Lehrplan 2c.; Baunack, Lehrplan 2c.
89) S. Anmerkung 93.
90) Bei den Sprech-, Lese= und Schreibübungen der Elementar-
stufe wird es besonders auf die Bildung des Sprachgefühls ankommen;
dazu tritt vom dritten Schuljahre an die Erklärung und Einübung der
wichtigsten Spracherscheinungen (G. B.).
Baunack, Lehrplan 2c.: „In den ersten beiden Schuljahren
handelt es sich noch nicht um grammatikalische Betrachtungen, sondern
um die Gewöhnung der Kinder, sich in sprachrichtigen Sätzen auszu-
drücken, also um rein praktische Sprachlehre.“ Diese Arbeit geht in
den folgenden Jahren bis ans Ende der Schulzeit fort, mehr und
immer mehr unterstützt von den zur Volksschulbildung gehörigen
Kenntnissen, die den Schülern beim Unterrichte in der Sprachlehre
allmählich fest zu eigen gemacht werden.
91) Über den Gang des Unterrichts in zwei= bez. vierklassigen
Schulen geben die G. B. u. a. folgende Andeutungen.