200 8 107. Die freiwillig übernommene Militärdienstpflicht.
nicht unmittelbar entscheidend; es ist vielmehr folgende Unterschei-
dung zu machen: Die nicht regimentierten Offiziere aller Grade
haben die Anciennität in der Armee!); bei den regimentierten
Stabs.offizieren berechnet sich die Anciennität in der Regel nach
allen Truppen ihrer Waffe in der Armee; die übrigen Offiziere
vom Hauptmann oder Rittmeister abwärts haben die Anciennität in
ihrem Regiment‘) Für die nicht regimentierten Offiziere, sowie
für die Offiziere ohne Dienststellungen (Offiziere der Armee und Offi-
ziere ä la suite) fehlt es an einer bestimmten Regel über ihre Beför-
derung; wenngleich auch bei ihnen die Anciennität Berücksichtigung
findet, so erfolgt doch die Beförderung lediglich »nach allerhöchster
Intention«°). Innerhalb der Regimenter dagegen erfolgt die Beförde-
rung nach Maßgabe der Anciennität auf Grund des von dem Regi-
mentskommandeur beim Eintritt von Vakanzen mittels Gesuchsliste
einzureichenden Vorschlages.. Das Prinzip der Anciennität ist jedoch
auch hier nicht absolut durchgeführt; um die raschere Beförderung
besonders befähigter Offiziere zu ermöglichen, stehen diejenigen Offi-
zierstellen, welche durch außergewöhnliche Ereignisse erledigt werden,
»zur Allerhöchsten Disposition«, d.h. es dürfen Wiederbesetzungsvor-
schläge erst eingereicht werden, wenn nach Verlauf eines Jahres über
die Besetzung nicht verfügt worden ist*). Das Aufrücken der Haupt-
leute oder Rittmeister in eine höhere Gehaltsklasse geschieht bei ein-
tretender Vakanz ohne weiteres. Aehnliche Regeln gelten auch für die
Mitglieder des Sanitätskorps. Bei den Vorschlägen zum Aufrücken der
Militärärzte in höhere Chargen und Dienststellungen ist möglichst die
Anciennität zu berücksichtigen; das Avancement außer der Tour ist
nur in besonders begründeten Fällen in Antrag zu bringen. Für die
Ernennung zum Oberstabsarzt ist die Ablegung eines spezifisch militär-
ärztlichen Examens Bedingung, ohne daß aber der Zeitpunkt, in wel-
chem dieses Examen absolviert wird, auf die Anciennität Einfluß hat’).
5. Entlassung aus dem aktiven Dienst.
Offiziere können — ebenso wie Beamte‘) — aus dem Dienste ent-
lassen werden, ohne daß das Dienstverhältnis beendigt wird;
1) D.h.den vierselbständigen Kontingenten.
2) Bei den Jägern und Schützen im Bataillon. Kabinettsordre vom 27. Januar
1853 (v. Helldorff a. a. O.).
3) Vgl. Frölich, Verwaltung des deutschen Heeres (4. Aufl.) I, S. 246.
4) Dies findet Anwendung, wenn die Vakanzen entstanden sind infolge von
Selbstmord, von Tötung im Duell, von Desertion, von Kassation, selbstverschuldeter
Entlassung oder Entfernung aus dem Heere, oder infolge von Versetzungen oder
Pensionierungen, die aus eigener Bewegung des Königs verfügt worden sind. Kabi-
nettsordres vom 15. März 1823, 25. August 1826, 13. März 1832, 12. November 1834,
27. März 1838. Abgedruckt bei v. Helldorffa.a. O. S. 14. — Ueber die Fälle, in
denen Einrangierungen über den Etat zulässig sind, vgl. Frölicha.a.0.], S. 250.
5) Verordnung über die Organisation des Sanitätskorps vom 7. Februar 1873,
8 22. 6) Vgl. Bd. 1, $ 51.