Full text: Landes- und Provinzialgeschichte. Heft 16

des Calvinismus. Unter ihm wirkten zu Heidelberg: Golbait, 
Syreher (origines Palatinae), GBothofredus, Öruteru.a. 1606 erhob 
er das Dorf Mannheim zur Stadt und legte hier die fyriedridhs: 
burg an. — Mit mehreren proteitantifchen Fürjten rief er 1608 
die evangelifhe Union ins Leben, der 1610 Branben: 
burg, Anhalt, aber auh YSranfreicd (Heinrid IV.) beitraten, 
Friedridh V. (1610—1632). Unter ihm verheerte der 
3ojährige Krieg die Kurpfalz und die Mittelrheinlande. — Ber: 
mählt war er mit Elifabeth), Tochter des Königs Yafob I. von 
England. Diefe und Scultetug, fein Hofprediger, überreveten 
den Kurfürften, das Haupt der Union, die Böhmenfrone, 
die für ihn zur Dornenfrone wurde, 1619 anzunehmen. Als 
er nad) Böhmen aufbrad, rief feine Mutter: „Ad, nun zieht 
die Pfalz nah Böhmen!“ — Nah Furzer Herrlichkeit wurden 
feine Truppen am 8. November 1620 anı „meißen Berg” vor 
Prag gefchlagen; er und feine Familie mußten flüchten. Zuerft 
ging er nah Breslau, dann nad) Holland. — Interdefjen ging 
die Pfalz troß des MWibderftandes von Chriftian von Braun- 
fchmweig und Ermjt von Mansfeld an die Spanier unter Spinola 
verloren und blieb bi3 zum MWeftfälifchen Frieden im ganzen in 
den Händen des Kaifers, ebenjo die Oberpfalz. Guftav Adolf 
befreite 1631 die Pfalz, Mannheim, Frankenthal u. f. m. für 
furze Zeit von den Spanien. Sein Tod bei Lügen (16. November 
1632) nahm dem Kurfürjten die lehte Hoffnung. Friedrih V. 
ftarb in Wlainz; beigefegt ift er in Meb. 
Karl Ludmig (1648 --1680). Erft dur den Meft- 
fäliihen ifrieden erhielt Frievrids V. Sohn die Kurpfalz 
zurüd, und die ahte Kurmürde wurde neu für ihn gefchaffen; 
dagegen verblieb die DberpfalzbeiKurbayern. Karl Kudiwig 
brachte fein zerrüttetes Land Durd Eparfanfeit und neue An: 
ftebler aus der Schweiz und Holland wieder empor. Gegen 
Nichtcalomiften war er tolerant und baute zu Mannheim für 
die drei Konfefjionen einen Eintradhtstempel. 1672 fam Simmern 
wieder an die Kurpfale. — Mit Lothringen und Mainz hatte 
er Fehden zu beftehen. An meiften fchadeten ihm die yran- 
zofen, die unter Vauban 1674 verheerend in die Pfalz ein: 
rüdten. Diefer und Turenne hauften fchonungslos, um den 
KRurfürften vom Kaifer zu trennen. Empört darüber, forderte der 
tapfere Kurfürft Turenne zum Zmetlampfe heraus, den diejer aber 
nicht annahm. Der Friede zu Nymmegen (1678) beendete dieje 
Unbilden nur fcheinbar ; denn jegt nahm Yudmwig XIV. durd jeine 
„Neunionen” mitten im srteden Pfälzer Gebiet bei MWeibenburg, 
Billigheim, Selz, Hagenbady mea. -—- Unter freiem Himmel ftarb 
1680 ber Kurfürft bei Heidelberg. — Er hat Diannheim und 
die dortige Fejtung erweitert, aud) das Jah zu Heidelberg erbaut.
	        
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