Full text: Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen in Preußen von 1901.

Lateinisch. 5 
zwischen dem, was der Schüler sich zu festem Besitze aneignen, und 
dem, was ihm nur gelegentlich bei oder vor der Lektüre erklärt werden 
soll. Dies bezieht sich sowohl auf die Vokabeln als auch auf die 
Regeln der Grammatik, bei denen noch immer allzuviele Einzelheiten 
geboten zu werden pflegen. 
Untere Stufe. Hauptsache ist die systematische Sprachunter- 
weisung zur sicheren Einprägung und Handhabung der Vokabeln und 
Formen und zur klaren Erkenntnis der Satzteile. Das induktive Ver- 
fahren findet hier, wie auch auf den höheren Stufen, insoweit An- 
wendung, als es geeignet ist, das Verständnis zu fördern und die 
Schüler zur Selbsttätigkeit anzuregen. Auszugehen ist vom Satz. 
Der Wortschatz, den die Schüler sich anzueignen haben, ergibt sich 
aus dem Gelesenen. Wird für dessen Einprägung die Benutzung eines 
Vokabulariums für erforderlich erachtet, so ist darauf zu halten, daß 
es mit dem Lesebuche in Verbindung steht und nach Bedeutung und 
Ableitung der Wörter geordnet ist. 
Das Gelesene und Gelernte ist fort und fort durch umformende 
Übersetzungen teils in das Deutsche, teils aus dem Deutschen mündlich 
oder schriftlich zu verarbeiten, soweit die dazu erforderliche Zeit vor- 
handen ist. 
Die Beschwerung des Unterrichts mit besonderen Feinheiten der 
Aussprache, namentlich in positionslangen Silben, ist überflüssig; aber 
von unten auf ist für Verhütung und Beseitigung von Fehlern der 
Aussprache durch richtiges Vorsprechen zu sorgen und auf die Quantität 
der Endsilben zu achten. 
Mittlere Stufe. Ist in VI und V Sicherheit in den ge- 
bräuchlichsten Formen und in den für das Ülbersetzen unentbehrlichen 
syntaktischen Regeln erreicht, so schließt sich daran auf der mittleren 
Stufe die systematische Einübung der weiter notwendigen syntaktischen 
Regeln an. Auf gelegentliche Zusammenfassung von Gleichem oder 
Verwandtem und Unterordnung des Besonderen unter das allgemeine 
Gesetz ist Gewicht zu legen. 
Wortschatz und mündliche oder schriftliche Ubungen sind, immer 
im Zusammenhange mit dem Gelesenen, zu erweitern; die Ülbungen im 
Ülbersetzen in das Lateinische haben sich an ein Übungsbuch anzu- 
schließen, in welchem der Wortschatz der Prosaschriftsteller verarbeitet 
ist, die auf der mittleren Stufe gelesen werden. 
Durch eine solche innige Verbindung der einzelnen Teile des 
Unterrichts und die daraus sich ergebende geistige Zucht wird das 
Verständnis der Schriftsteller gefördert. 
In III und Ull des Realgymnasiums ist es zulässig, zeit- 
weilig die Mehrzahl der Stunden auf die Lektüre oder auf die 
Grammatik und die mündlichen und schriftlichen übungen zu verwenden.
	        
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