Full text: Lehrpläne und Lehraufgaben für die höheren Schulen in Preußen von 1901.

78 Lehrplan des Gesangunterrichtes an den höheren Lehranstalten usw. 
ausnahmsweise gebraucht, so ist die Geige dem Klavier vorzuziehen. 
Letzteres wähle man, wenn schwierige Harmonien und Akkordfolgen 
zu erläutern sind. Auch bei der Einübung begleiteter Chöre darf die 
Selbsttätigkeit der Sänger durch fortdauernden Gebrauch des Klaviers 
nicht unterbunden werden; es empfiehlt sich vielmehr, auch hier den 
Vokalsatz möglichst ohne Benutzung des Instruments einzuüben. 
Durchaus zu vermeiden ist das verständnislose Nachsingen nach 
einer vor= oder mitgespielten oder vom Lehrer vor= oder mitgesungenen 
Melodie. Der Schüler soll angeleitet werden, selbständig nach Noten 
zu singen; wo Töne nicht getroffen werden, ist es Sache des Lehrers, 
dem Schüler durch Hinweise auf Zwischenintervalle, Stimmführung 
und Akkordverbindungen behilflich zu sein. 
Nur dann singe der Lehrer vor, wenn einwandfreie Tonbildung, 
richtige Phrasierung und Atmung oder der gute Vortrag einer Stelle 
gezeigt werden muß. 
11. Häusliche Aufgaben sind für den Gesangunterricht nicht zu 
stellen. 
- C. Lehraufgaben. 
1. VI. 2 Stunden wöchentlich). 
Zusammenfassende Wiederholung der in der Vor= und Volks- 
schule erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten. Einführung in die 
Notenschrift. G-Schlüssel und Notennamen. Die Notenwerte bis zur 
Achtelnote und die entsprechenden Pausen. Der Takt und die ge- 
bräuchlichsten Taktarten. Voll= und Auftakt, Zähl= und Taktier- 
übungen, Bindebogen, Wiederholungszeichen, Schlußstrich und Fermate. 
Die gebräuchlichsten dynamischen Zeichen und Tempovorschriften. Auf- 
bau der Durleiter, Tetrachord, ganze und halbe Stufe. Die Inter- 
valle der Durleiter, der tonische Dreiklang mit seinen Umkehrungen 
und Umstellungen sowie später die Dreiklänge der Quart und Quint 
in derselben Weise. 
Entwicklung der G- und F-Leiter; die Zeichen , b und ## 
Übungen im melodischen, frhythmischen und harmonischen Hören mitehh 
des sogenannten Diktats. Im Zusammenhang mit dem theoretischen 
Unterricht Ubungen zur Erzielung richtiger Tonbildung, Aussprache 
und Atmung. Singen von einstimmigen Liedern und Chorälen auf 
Grund der fortschreitenden allgemeinen gesanglichen Kenntnisse und 
Fertigkeiten und unter gebührender Berücksichtigung des Textes. 
2. V. 2 Stunden woöchentlich. 
Entwicklung der übrigen Durleitern. Leitereigene und leiter- 
fremde Töne. Die Notenwerte bis zur Zweiunddreißigstel Note und 
*) An dem Unterrichte der Sexta und Quinta haben alle Schüler teill- 
zunehmen.
	        
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