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auch nach Abtrennung vom Mutterstamm fortwachsen; am besten treiben
die Aspe und Weißerle Wurzelbrut. Einige Holzarten haben ferner
die Eigenthümlichkeit, daß versenkte oder abgeschnittene Zweige, in die
Erde gebracht, sich bewurzeln und fortwachsen; es zeichnen sich beson—
ders die Weiden und Pappeln dadurch aus; schließlich treiben viele
Holzarten noch sog. „Stockausschläge“, indem der dicht über dem
Boden abgetrennte Stamm aus dem verbleibenden Wurzelstocke zahl-
reiche Triebe hervorbringt (Eiche, Erle, Hainbuche 2c.).
§ 55.
Txkanzensystem von Tinné.
Um das selbstständige Bestimmen nicht nur der wichtigen Holz-
arten, sondern auch der zahlreichen im Walde vorkommenden für den
Forstmann wichtigen Forstunkräuter zu ermöglichen, folgt hier das
Linne'sche Pflanzensystem.
Es berücksichtigt ausschließlich nur die Befruchtungstheile der Blüthe
und theilt die Pflanzen danach (künstlich!) zunächst in zwei Haupt-
abtheilungen:
I. Pflanzen mit deutlichen Geschlechtstheilen, die sog. Phane-
rogamen oder Blüthen= und Geschlechtspflanzen.
II. Pflanzen mit undeutlichen oder ganz fehlenden Geschlechts-
theilen, die sog. Kryptogamen oder Pflanzen ohne sichtbare
Blüthen — mit verborgenen Geschlechtstheilen.
Die letzteren bilden die niederen Pflanzen. Alle übrigen Pflanzen
gehören zu den Blüthenpflanzen oder Phanerogamen und werden leicht
nach folgender Tabelle bestimmt.
Dltanzensystem nach Linné.
1. Klasse Monändria, 1 freies Staubgefäß in einer Zwitterblüthe.
(Die Canna.)
2. „ Diändrla. 2 freie Staubgefäße in einer Zwitterblüthe.
(Esche, Flieder.)
3. „ Triändrla. 3 freie Staubgefäße in einer Zwitterblüthe.
(Viele Gräser.)
4. „ Teträndrla§. 4 freie gleichlange Staubgefäße in einer
Zwitterblüthe. (Hartriegel, Stechpalme, Waldmeister.)
5. „ Pentantria. 5 freie Staubgefäße in einer Zwitterblüthe.
(Rüster, Schneeball, Spindelbaum, Hollunder.)
6. „ Hexändrla. 6 freie gleichlange oder abwechselnd längere
Staubgefäße in einer Zwitterblüthe. (Binse, Berberitze.)