36 Einleitung.
mächtigung zur Errichtung einer Telegraphenlinie von Kaschan bis
an die Grenze von Belutschistan.
4. Von größter Bedeutung für die künftige Gruppierung der
Mächte ist das englisch-französische Übereinkommen vom
8. April 1904. Nach langjährigen Zwistigkeiten ist es der über-
aus geschickten Diplomatie der beiden Mächte gelungen, alle
Streitpunkte zu beseitigen und eine entente cordiale herzustellen.
Großbritannien gewinnt durch die französische Anerkennung den
Rechtstitel für seine bisher rein tatsächliche Herrschaft in Ägypten
(oben S. 28); Frankreich die Sicherung seines Anspruchs auf das
Protektorat über Marokko.18
Der zwischen denselben Mächten schon am 14. Oktober 1903
abgeschlossene Schiedsvertrag hat zugleich den Anstoß für den
Abschluß einer ganzen Reihe von identischen Verträgen zwischen
den verschiedenen Staaten (unten $ 38 II) gegeben und damit das
von der Haager Friedenskonferenz begonnene Werk um einen
wichtigen Schritt weitergeführt. Bis auf weiteres ist die Leitung
der Weltpolitik, die Bismarcks starke Hand dem Deutschen Reiche
gesichert hatte, auf die Westmächte übergegangen.
& 4. Die Literatur des Völkerrechts.
Trefflichbe Übersicht in dem „Juristischen Literaturbericht 1884 bis 1894,
herausgegeben von v. Kirchenheim“ (für das Völkerrecht bearbeitet
von Stoerk). In der folgenden Zusammenstellung sind die empfehlens-
wertesten Werke durch Sternohen hervorgehoben.
I. Systematische Darstellungen.
1. In deutscher Sprache:
Bluntschli (+ 1881), Das Völkerrecht der zivilisierten Staaten als Rechts-
buch dargestellt. 1868. 3. Aufl. 1878.
Bonfils, Lehrbuch des Völkerrechts. Übersetzt (nach der 3. Aufl.) und mit
Anmerkungen versehen von Grah. Mit Geleitswort von Hübler. 1904.
Bulmerincq (f 1890), Das Völkerrecht oder das internationale Recht, 1884
(in Marquardsens Handbuch des öffentlichen Rechts).
18) Guyot, R.J. XXXVI 275. Jaray, R.J. XXXVI 407. Der-
selbe, La politique franco-anglaise et l’arbitrage international. 1904.