34 Einleitung.
zu dem Abkommen vom 26. Oktober desselben Jahres®); am 18.No-
vember bestieg Prinz Karl von Dänemark als König Haakon VI. den
norwegischen Thron. Die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität
Norwegens wurde durch Vertrag zwischen Großbritannien, Deutschland,
Frankreich, Rußland und Norwegen vom 2. November 190738) von den
vier erstgenannten Mächten garantiert.
Die Erhaltung des territorialen Status quo an den Küsten der
Nordsee und der Ostsee wurde durch zwei Abkommen vom 23. April
19083?) vereinbart; das erste ist zu Berlin von Deutschland, Dänemark,
Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden, das zweite
zu Petersburg von Deutschland, Dänemark, Rußland und Schweden
geschlossen worden.
Es sei endlich darauf hingewiesen, daß Belgien im Jahre 1908
durch die Angliederung des 1885 ins Leben getretenen Kongostaates
(über zwei Millionen Quadratkilometer und etwa 19 Millionen Ein-
wohner) zur Kolonialmacht geworden ist 32).
6. Die Ereignisse auf dem Balkan und in Tripolis. Ende 1908 und
Anfang 1909 schien es so, als ob der im Südosten Europas aufgelagerte
Zündstoff schon jetzt einen Weltbrand entzünden wollte. Die Wieder-
herstellung der türkischen Verfassung (jungtürkische Revolution vom
24.Juli 1908) gab Österreich-Ungarn den Anlaß, die von ihm kraft
des Berliner Vertrags von 1878 besetzten und verwalteten Provinzen
Bosnien und Herzegowina für annektiert zu erklären (5. Oktober
1908; Strupp II 24, 27), dafür aber auf sein Besatzungsrecht im San-
dschak Novibazar zu verzichten. An demselben Tage proklamierte
Fürst Ferdinand Bulgarien als unabhängiges Königreich (Strupp
1112, Orient 244), und am 9. Oktober erklärte Fürst Nikolaus I. (Königs-
titel nach dem Gesetz vom 15. August 1910), daß Montenegro durch
die Beschränkungen des Berliner Vertrages Art.29 (oben S.22) nicht
mehr gebunden sei. Der drohende Ausbruch eines Kriegs wurde durch
die Haltung des Deutschen Reiches verhütet; die Mächte stimmten der
Annexion zu (Strupp II 29), Österreich-Ungarn und die Türkei ver-
35) Strupp I 154; N.R.G.2.s. XXXIV 700. |
36) Strupp II159; N.R.G. 3. s. Il4. — Aal und Gjelsvik, Die nor-
wegisch-schwedische Union und ihre Lösung. 1912. Vgl. unten $6 Note 4:
37) R.G. XV doc. 13,18. N.R. G. 3.8. 117,18. Vgl. dazuDe Floeckher,
R.G. XV 125.
38) Testament des Königs der Belgier vom 2. August 1889, Verträge Bel-
giens mit dem Kongostaat vom 3. Juli 1890 und 28. November 1907 und Gesetz
vom 18. Oktober 1908. Strupp II91, 94. — Die Aktenstücke sind abgedruckt
N.R. G.2. s. XVI 582, XX 684, XXI 693; 3.8. IIl101l. Vgl.R. G.II 545. Brunet,
L’annexion du Congo & la Belgique et le droit internat. 1911. Rivier, 1173.
Fauchille, R.G. II400. Delpech, R.G. IX 468. Delpech et Marcaggi,
R.G. XVII 105. — Vgl. unten $ 6 Note 20.