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burg und Basel im Sundgau und Oberelsaß gegen zahllose Burgen,
die man zerstörte und brach und über deren Trümmern sich dann
neue Fehden fortzeugend erhoben. War die fremde Invasion schlimm
genug, so war vielleicht noch schlimmer, daß auch nach dem Abzug
der Armagnaken die Reichszustände nicht besser wurden und kaum
mehr von Kaiser und Reich zu hören war. Während Karl VII. die-
rückkehrenden Armagnacs in fünfzehn Compagnien organisirte und
damit den Grund zu dem stehenden Heere legte, welches in den fol-
genden Jahrzehenden den militairischen Namen Frankreichs begründete
blieb die ausgesprochene Tendenz, welche in dem Armagnaken-Krieg
hervortrat, unbeachtet, und das schwerverwüstete Grenzland fernern
Zufällen preisgegeben. Man muß es erstaunlich finden, wie tief der
nationale Selbständigkeitstrieb wurzelte, der diese Städte noch immer
an dem Reich und Kaiserthum mit ehernen Klammern festhielt!
Inzwischen war in Burgund Herzog Karl der Kühne zur
Herrschaft gelangt und Frankreich hatte eine rivalisirende Macht
gefunden, welche seine Tendenzen, deutsches Land zu gewinnen, mit
großem und durch einige Jahre glücklichem Erfolge aufnahm. Gerade
diese freien Gemeinden in der Schweiz und im Elsaß, die in fort-
währendem Kampfe mit Herrn und Rittern standen, schienen ja wie
gemacht zu sein, dem neuen Staate anheimzufallen. Hatten sie sich
nicht geneigt erwiesen zu Frankreich überzugehen, so konnte ein mäch-
tiger Mittelstaat, wie einst das alte Lothringen war, doch hoffen,
die Verwelschung der deutschen Grenzgebiete zu bewirken. Die öster-
reichische Landgrafschaft im Elsaß war an Herzog Sigmund von
Tirol übergegangen, der seine Besitzungen im Aargau gegen die Eid-
genossen kaum zu vertheidigen wußte und seit dem Jahre 1465 auch
im Sundgau und Breisgau von den Schweizern angegriffen wurde.
Die österreichischen Leute auf diesen Herrschaften litten unsäglich und
der Herzog, der immer hoffte, von den. Reichsstädten Unterstützung
zu gewinnen, mußte erleben, daß Mülhausen sogar gegen ihn auf