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gewinnen, war es wieder nur die eigene Kraft, mit welcher die
tapfern Länder den fremden Bedränger schingen.
Ganz genau wie zwei Jahrhunderte später Ludwig XIV. durch
Reunionskammern elsässisches Gebiet einzog, so hat auch durch Gerichts-
urtheil des hochburgundischen Parlaments Karl der Kühne die Graf.
schaft Mümpelgard als sein Lehen gefordert. Von da sollte eine
Reibe von Eroberungen ihre strategische Basis erhalten. Da ver-
einigten sich Reichsstärte und Schweizer Eidgenossen mit aller Macht,
dem Herzoge zu widerstehen. Von Colmar, Schlettstadt, Mülhausen,
Straßburg, wie ven Bern und Solethurn, zogen die Streiter zum
Kampfe aus. Aber erst in mebreren Feldzügen ist es gelungen, die
gewaltige Macht des Burgunders zu krechen.
Schon erhob sich auch Lethringen gegen Karl den Kühnen, aber
Herzog Renatus wurde besiegt, verlor sein Land und mußte flüchtig
in der Schweiz und im Elsaß Bundesgenossen suchen. Als hierauf
die große Coalitien gegen Karl den Kühnen unter allen unabhän-
Figen Reichsgliedern des westlichen Deutschlands sich bildete, an
welcher auch der Herzog von Tirol und Vorarlberg Theil zu nehmen
gezwungen war, stellten die elsässischen Städte zahlreiche Truppen
ins Feld. Die Straßburger standen am 2. März 1476 bei Granson
im Hintertreffen mit der Aufgabe, das kämpfende Heer gegen einen
Hinterhalt des Herzogs Karl zu decken. Elsässer fechten bei Murten
am 9. Juni in den vordersten Reihen und zu der Schlacht bei
Nanzig im Januar 1477, wo Karl der Kühne den Tok fand, hatte
Straßburg ein Contingent ven 500 Reitern gestellt. Das burgun-
dische Reich, für welches Karl eine Königskrone verlangte, fiel hier
in Trümmer und die Erbschaft mußte der Gemal seiner Tochter
Maria, Maximilian, ohne die Hoffnung übernehmen, die stolzen
Gemeinden der Schweiz und die freien Reichsstände des Elsaß
unter burgundisches oder habsburgisches Scepter jemals zu beugen.