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drei Büchern deutscher Geschichte, welche das Leben und die Thaten,
die Wohnsitze und die Sprache der Germanen bis über den Abschluß
der Völkerwanderung hinaus behandeln, ist der vage übertreibende
Patriotismus. Wimphelings zu einer echt wissenschaftlichen Frucht
gereift. —
Unter den jüngeren Elsässern jener Zeit begegnet uns endlich
— freundlos, gehaßt und gemieden — der prahlerische, unverträg-
liche Franciscanermönch Thomas Murner aus Straßburg (geb.
1475, gest. nach 1530), ein merkwürdiger, lehrreicher, aber unerfreu-
licher Charakter, den man treffend als einen Thersites in der Kutte
bezeichnet hat.
Er ist ein empfindlicher, eitler, ehrgeiziger Litterat von lockeren
Sitten und unstetem Lebenswandel. Er gehört zu jenen Talenten
ohne Charakter, die es nicht vertragen können in zweiter Reihe zu
stehen, die sich nicht darein finden wollen, daß sie als Epigonen
auf die Welt gekommen sind. Solche Leute suchen Erfolg um
jeden Preis, sie scheuen kein Mittel um von sich reden zu machen.
Sie stellen Paradoren auf. Sie suchen Händel mit. Männern von
Ruf und Ansehen. Sie lassen sich auf allerlei Charlatanerien ein,
für die sie selest Reclame machen. Ihr Leben zerbröckelt sich in
Ansätzen und Versuchen, die theils gelingen, theils mislingen, immer
aber an dem höchsten Lebensgehalte bis zur gänzlichen Verflũch
tigung zehren.
Eine solche Natur ist Murner. Der Lorbeer des gekrönten
Dichters, den ihm Maximilian verlieh, genügte ihm nicht. Er gerirt
sich bald als Theolog, bald als Jurist. Er macht das Volkobuch
von Eulenspiegel in Süddeutschland bekannt und übersetzt den Virgil,
sowie römische Rechtsbücher. Er versucht sich an Universitäten, wirbt
um städtische Aemter und bekleidet Würden seines Ordens. Wir
können ihn nicht verfolgen in seinem vielverzweigten Streben und
Thun, wir suchen in ihm hauptsächlich den deutschen Poeten.
Seine ernsten Dichtungen sind weder zahlreich noch werthvoll.
Die Jungfrau Maria befingt er ohne Innigkeit, er bringt mehr der