Zwölftes Kapitel.
Die Protestantenkriege.
In den Erscheinungen der Refermation im Elsaß, deren glor-
reiches Bild sich vor unsern Augen entrollte, zeigt sich das individuelle
Leben dieses Landes mit dem allgemeinen nationalen Geist in innigster
Verschwisterung, wie fast in keiner anderen Epoche der Geschichte.
Was sich in der westlichen Mark ereignet, ist deutsche Nationalge-
schichte und kann mit keinem Gliede aus der großen Kette fallen,
welche die Schicksale des deutschen Volkes im Zeitalter der Reform
bilden. Und genau wie auf dem geistigen Gebiete verhält es sich
auf dem politischen; auch hier trifft jede Wendung des elsässischen
Lebens mit den allgemeinen Angelegenheiten zusammen, die das
Reich und den Kaiser berühren. Nur daß nicht ein gleicher Segen
aus diesen politischen Verwicklungen erwuchs. Denn es war uns
Deutschen nicht vergönnt die schwere Arbeit innerer Reform unge-
stört von fremden Mächten zu vollenden, und an die hohen Erinne-
rungen geistiger Auferstehung knüpft sich in unserer Geschichte der
traurige Gedanke des Verlustes von Reichsgebiet und Reichsstädten
an die Franzosen. Auf jedem Schritt der neuen Bahn begegnet
man dem lauernden Blick des gallischen Nachbars, der aus der
Spaltung der Nation den Gewinn schadenfroh zu nutzen weiß. Der
Kampf der neuen Kirche mit der alten hat die Einheit der Nation