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Moriz, der in mancherlei Streit mit seinem kursächsischen Vetter
stand und sich dem schmalkaldischen Bunde niemals angeschlossen
hatte. Gerade dieser Moriz war es, dessen Beitritt zur kaiserlichen
und päpstlichen Allianz die Ziele des religissen Kampfes verdecken
und den Schein erwecken sollte, als handle es sich lediglich um
politische Differenzen zwischen dem Kaiser und einigen Fürsten. Und
wirklich schloß in Regensburg der Herzog Moriz mit dem Kaiser
ab; der große Bund ward hier besiegelt, der die Schmalkaldener
stürzen und die Macht des Kurfürsten Moriz begründen sollte.
Sehr erklärlich scheint zu sein, daß diese herworragendste Per-
sönlichkeit des deutschen Kriegs im Elsaß niemals hochgeschätzt wor-
den ist. Der Mann, dessen Politik mit reichsstädtischen Rechten
wie mit feiler Waare handelte, der Magdeburg belagerte, die Städte
Lothringens verschacherte, konnte in einem Lande, wo so vorzugs-
weise reichsstädtische Gesinnung herrschte, nur verhaßt sein. Um so
größeres Interesse gewährt es aber, daß in einem Puncte der Rath
ven Straßburg mit Moriz ganz zusammentraf, wenn er die lahme
Politik des schmalkaldischen Bundes so wenig gut hieß, wie dieser.
Gar oft beklagte man in Straßburg die Unentschiedenheit und Halb-
heit des Kurfürsten von Sachsen und die Vertrauensseligkeit des
Landgrafen von Hessen. Beim Ausbruche des Krieges erkannte man
in Straßburg sofort; daß die süddeutschen Städte vor allem dem
feindlichen Anprall ausgesetzt sein würden, und ertheilte den schmal-
kaldischen Verbündeten frühzeitig den Rath, alle Kraft aufzubieten,
um soviel Mannschaften und Kanonen wie wöglich ins Feld zu
stellen. Die Straßburger hatten von den Schweizer Städten un-
zweideutige Nachrichten über den ganzen Ernst der Lage erhalten,
denn dort hatte die römische Curie in etwas vorzeitigem, dem Kaiser
selbst sehr ärgerlichem Eifer durch ein besonderes Breve unumwundene
Mittheilungen ven dem Bündnis gemacht, welches der Kaiser zur
Ausrottung der Ketzer geschlossen hätte. Papst Paul III., der sich
so oftmals über den eigenwilligen Kaiser zu beklagen fand, und der
wol wußte, wie sehr er sammt seiner ganzen farnesischen Sippschaft