Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

238 
Kirchenconvent präsidirte, starb 1552. Der hoffnungsvolle Söll, 
ein treuer Verehrer Butzers, ein schöner und angenehmer Mann aus 
vornehmer tirolischer Familie, wurde 1553 durch einen frühzeitigen Tod 
hinweggerafft. Endlich — vielleicht der schwerste Verlust — Jarob 
Sturm verschied am 30. October 1553. 
Und wer sind die Männer, welche an ihre Stelle treten? Der 
herrschsüchtige Marbach, der ehrgeizige eifersüchtige Rabus, der eigen- 
willige unbotmäßige Gerung, der beschränkte Flinner, der derbe hef- 
tige rücksichtslose Specker: alle, wie es scheint, keine gebornen Elsässer, 
großentheils Zöglinge der Wittenberger und Tübinger Schule, d. h. 
Zöglinge der Orthodorie und der Unduldsamkeit. Was sind das 
für Ersatzmänner! An der Stätte, wo Friedensliebe, praktisches 
Christenthum, Milde und Versöhnlichkeit geherrscht hatte, jetzt eine 
wahre Musterkarte der übelsten Pfaffenlaster. Und kein weltlicher 
Mann, wie Jacob Sturm, der das Ansehen und die Macht gehabt 
hätte, um die böse Zucht niederzuhalten. 
Dazu kam der Augsburger Religionsfriede, der blos dem lu- 
therischen Bekenntnisse freie Religionsübung in Deutschland zusicherte 
und daher überall engeren Anschluß an die lutherische Orthodorie 
bewirkte. Während jetzt die kurpfälzischen Theile des Elsaß sich der 
Reformation zuwandten, während die Rappoltsteiner und der größte 
Theil des unterelsässischen Adels zur evangelischen Kirche übertraten 
und die ihnen untergebenen Ortschaften reformirten, während die 
Grafen von Hanau elsässisches Gebiet, das sie neu erwarben, dem 
Evangelium zuführten, während von den Reichsstädten Hagenau 
und Colmar gewonnen wurden, während so überhaupt der Augs. 
burger Religionsfriede die Ausbreitung der neuen Lehre begünstigte: 
griff das strenge Lutherthum im Elsaß immer mehr um sich, und 
die freieren Richtungen wurden verdrängt. 
Der sichtbarste Ausdruck des veränderten Geistes sind die neuen 
Straßburger Prediger, unter ihnen der bedeutendste, aber auch bös- 
artigste, Johannes Marbach aus Lindau, der — 1521 geboren 
und seit 1545 Pfarrer zu Straßburg — das Präsidium des Kirchen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.