Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Familie ist der Punct, um den sein Interesse sich hauptsächlich dreht. 
Ehe und Kinderzucht sind die Gegenstände, denen er am meisten 
Wärme entgegen bringt. Schon seine Dramen beschäftigten sich mit 
diesen Aufgaben-fast ausschließlich. Sein verlorner Sohn ist ein ver- 
zogenes Lieblingskind, daß die Eltern bewundert, vergöttert und 
verderbt haben. Die Früchte schlechter Erziehung sollen in dem 
Stücke anschaulich werden. Sein Tobias dagegen zeigt ein reines 
makelloses durchweg musterhaftes Familienleben, das schönste Ver- 
hältnis zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern. 
Ja beim Tode des alten Tobias lernen wir auch seine Enkel noch 
kennen, eine stattliche kleine Schar, welche die Mutter dem Greise 
zuführt. „O lieb traut gold'nes Mütterlein, beginnt das jüngste, 
soll mein Großvater nimmer leben, wer wird mir dann noch Weiß- 
brod geben?" Und so weiß jedes den Großvater zu rühmen, das 
eine seine Geschenke, daß andere seine schönen Lehren. Der Dichter 
will andeuten, wie der Geist der Liebe in diesem Hause wohne und 
schon die Kleinsten erfülle. 
Dieselben Themata finden wir in Wickrams Romanen wieder. 
Der „Knabenspiegel“ ist nichts anderes als der verlorene aber reuig 
wiederkehrende Sohn. Die Erzählung „von guten und bösen Nach- 
barn“ ist eine einfache alltägliche Familiengeschichte ohne alle inneren 
Conflicte, nur mit äußeren Gefahren, die glücklich abgewendet werden. 
Zwei andere Romane sind einem vielbehandelten Thema der 
modernen bürgerlichen Litteratur, den Standesunterschieden in der 
Liebe, gewidmet. In „Gabriotto und Reinhard“ gehen zwei edle 
Liebespaare daran zu Grunde. Im „Goldfaden“ überwindet der 
Bauernsohn Leufried das Hindernis seiner niedrigen Geburt und er- 
ringt sich die schöne Grafentochter Angliana. 
Ein lehrhaftes Gedicht in erzählender Form, „der irre reitende 
Nilger, schildert das Ideal eines christlich beschaulichen, durch Geist 
und Bildung veredelten Lebens, dem alle Stände sich nähern kön- 
nen, das aber in bestimmten Gegensatz zu römischem Kirchenwesen 
gestellt wird. Und so gehen auch noch andere Schriften durch
	        
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