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an die Schweiz. Als im Jahre 1576 eine Anzahl von Zürichern
jene berühmte Schiffahrt zum Straßburger Freischießen unternahmen
und an einem Tage zurücklegten, bei der sie einen Hirsebrei von
Zürich noch warm nach Straßburg brachten: da verherrlichte Fischart
diese Expedition durch eines seiner besten Gedichte, das „Glückhaft
Schiff“; aber er pries nicht blos die handfeste Arbeitsamkeit, das
standhafte Gemüth, die strenge Hand, die nicht ermüd'tz er beschrieb
die Fahrt nicht blos als ein Symbol menschlicher Willenskraft und
Leistungsfähigkeit: sondern sie galt ihm auch als ein Unterpfand
nachbarlicher Freundschaft und gegenseitiger Hilfsbereitschaft. Und
als diese Schützenfestpolitik einen ernsteren Hintergrund ethielt
und wirklich Anno 1588 eine Allianz zwischen Zürich, Bern und
Straßburg zu Stande kam, um sich gegen die drohenden Uebergriffe
der spanischen Politik zu wahren, welche bereits die katholischen
Kantone der Eidgenossenschaft an sich gezogen hatte: da war es
wieder Fischart, welcher das neugeschlessene Bündnis in Vers und
Reim wie ein Herold verkündigte und mit dem Segenswunsch
begleitete: "“
Freiheitsblum ist die schönste Blüh:
Gott lasse diese werthe Blum
In Deutschland blühen um und um,
So wächst dann Fried, Freud, Ruh und Ruhm.
Wenn wir nun daneben sehen, wie in Fischart die wüthendste
altprotestantische Polemik gegen Rom und das Papstthum wieder
auflebt — wenn wir sehen, wie er den Bienenkorb, ein Werk des
niederländischen Freiheitskämpfers Philipp Marnix übersetzt und ver-
mehrt, um den Katholicismus in allen seinen Theilen schonungslos
dem Gelächter preiszugeben — wenn wir lesen, mit welchem un-
barmherzigen Spott und übermüthiger Kampflust er Franciscaner
und Dominicaner verfolgt, mit welchem concentrirten Haß er gegen
die Jesuiten zu Felde zieht, gegen die „neu Heuchlersect, das Jefui-
tisch Papstgeheck, das da päpstlich Hölligkeit nennt die höchste Obrig-
18°