Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

17 
Es war die Zeit, wo die Bischöfe des Reiches die ersten Stellen 
in Staat und Politik einnahmen und dafür von den Kaisern Goe- 
walt und Ansehn erhielten in, den Städten und Ländern, wo sie 
wohnten. Werner war ganz ddiesem Dienst des Staats gewidmet. 
Auch in den inneren Angelegenheiten vom Elsaß sehen wir ihn un- 
unterbrochen beschäftigt: da gilt es Streit zu schlichten, Recht zu 
sprechen, Bauten zu besorgen und die Güter des Bisthums zu ver- 
walten. Nach dem Tode Kaiser Heintich's II. dauerte Werner's 
Ansehn am nenen Kaiserbofe im Anfang ungeschwächt fort. 
Konrad II. sendete ihn mit großer Gesandtschaft nach Byzanz, aber 
nach seiner Rückkehr fiel er in Ungnade, und mehr einem modernen 
Minister vergleichbar, als einem Mönche des Mittelalters, vermochte 
er den Sturz und die Entfernung von den Quellen der Macht nicht 
lang zu überleben; 1029 starb er. 
Dieser Werner bietet ein lebendiges Bild von dem Dasein eines 
Bischofs in den Jahrhunderten, als die großen Kaiser herrschten, 
aber schon faßte eine andere Richtung in der Kirche langsam Fuß, 
und den weltlich-staatlichen Gesinnungen der geistlichen Oberhirten 
trat ein neues Element von mönchischer Reform der Kirche schroff 
entgegen. Freiheit der Kirche vom Staate und vom Kaiser war die 
Loosung. Freie Wahl der Bischöfe, Versenkung in die religiösen 
PRlichten, Abschaffung der Priesterehe und des Pfründenkaufs, das 
waren die Forderungen, die eine strenge und fromme Partei in 
Deutschland, Frankreich und Italien mit immer lauterer Stimme 
in die Welt geschleudert hatte. Selbst der Kaiser konnte der Notb= 
wendigkeit der großen Reform sein Ohr nicht verschließen. Heinrich III. 
war den Männern dieser Richtung von Herzen zugethan. Auch ein 
Elsässer, ein Graf von Dachsburg, stand an der Spitze der Reform- 
partei, er wurde Bischof von Toul und hat als Leo IX. den 
päpstlichen Stuhl bestiegen, eingesetzt von Kaiser Heinrich selbst und 
ausersehen, den Gedanken des reformatorischen Jahrhunderts Bahn 
zu brechen. Dennoch fand in Straßburg die neue Richtung keinen 
Boden. Als der gewaltige Hildebrand, Papst Gregor VII., die 
· 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.