Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

291 
sächliche Lösung der Frage eintreten, und Erzherzog Leopold war 
ganz der Mann dazu, sie herbeizuführen, wie das Elsaß eine geeignete 
Operationsbasis für die militairische Beselzung des rheinischen Landes. 
Da krachen der Pfalzgraf vom Rhein, der Markgraf von Baden 
und der Herzog von Würtemberg in das Elsaß ein, und warfen den 
bischöflichen Hauptmann von Kriechingen in die festen Plätze zurück, 
welche sie zu belagern begannen. Auch Molsheim fiel damals nach 
fanatischer Gegemvehr in die Hände der Protestanten. Dann aber 
führte ein tapferer Oberst eine Zeitlang die Sache des Bischofs, 
das war Graf Ernst von Mannsfeld, der im österreichischen Dienste 
stand, aber bald darauf eine politische Wendung machte, abfiel, und 
zu der Union der Protestanten übertrat. Das Elsaß hatte schwer 
zu leiden, und obwol die Städte sich nach Kräften neutral verhielten, 
so hatten doch fast zwei Jahre hindurch die Kriegsvölker beider 
Parteien große Verwüstung über das Land gebracht. 
Selbst in Straßburg war die Furcht vor den Anschlägen des 
Bischofs Leopold so gewaltig, daß allerlei Phantasiegebilde von Ge- 
fahren entstanden, die man demnächst für bevorstehend erachtete. 
Unter anderen hatte sich das Gerücht verbreitet, die Jesuiten von 
Molsheim, welche nach dem Stifte Jung St. Peter ihre begehrlichen 
Blicke gerichtet hätten, seien die Anstifter eines geheimen Planes, 
Straßburg in die Hände des Bischofs zu liefern. Bei der Johannis- 
messe sollte sich eine möglichst große Anzahl von Soldaten als 
Kaufleute verkleidet in der Stadt versammeln, Waffen, Pech und 
Schwefelkränze einschwärzen, die Stadt durch Brandstiftung in Ver- 
wirrung bringen und dem bischöflichen Kriegsvolk die Thore öffnen. 
Nicht gering war der Schrecken, die Einschüchterung der guten Bürger 
von Straßburg. Seit Jahren hatten sich Gernchte solcher Art zu 
jeder Jahrmarktszeit in Straßburg vernehmen lassen. Sollte wol 
der Stadt ihre Gefahr, ihre Hilflosigkeit bei dem unvermeidlichen 
Zusammenstoße der Parteien Deutschlands recht deutlich gemacht 
werden? Aber wer waren diejenigen, welche ein Interesse daran 
nahmen, die Stadt Straßburg so zu beängstigen?
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.