Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

und einen starken Gegensatz gegen rafen- und Fürstenherrschaft 
zeigten. 
Die Entstehung dieser freien Städte, so reich an Bürgertugend 
und tapferer Gesinnung, voll lebendiger Begebenheiten und großen 
geschichtlichen Lebens, kann man nicht ohne die herzlichste Theilnahme 
verfolgen. Voran ging Straßlurg, eines der ältesten Gemein- 
wesen des deutschen Reiches, das über seine genau gegliederte Ver- 
fassung urkundlichen Nachweis, gibt. Es war mit seinem Recht und 
seinen Einrichtungen vielen andern Städten des Reichs voran- 
geschritten, und als ein leuchtendes und beneidetes Beispiel deutscher 
Bürgerkraft munterte es im ganzen Reiche, vom Rhein bis zur Oder, 
fortwährend zu neuer Nachahmung auf. 
Der Rhein, der heute eine gute Strecke östlich von der Stadt 
sein Bett gefunden, ging zur Zeit der Römer dicht am alten Castell 
vorüber, und noch im Mittelalter scheint er seinen Lauf näher der 
Stadt genemmen zu haben. Vorzüglichstes Verkebrsmittel war die 
Ill, der muntere Fluß, an dem man um das Jahr 1200 nicht 
weniger als 1500 Fischer, in kleinen Dörfern vertheilt, gezählt 
haben will. In späterer Zeit, wo die Einwirkung der Straßburgischen 
Genossenschaften stärker hervortrat, haben sich diese Fischer nach 
strengen Regeln organisirt, gleichwie die Gärtner in Straßburg und 
wie die Schiffer am Rhein. Die ersten Anfänge des städtischen 
Gemeinwesens sind den Bischöfen zu verdanken. Sie setzen die 
Schultheißen ein, ernennen die Richter der Gemeinde; der Vogt der 
Straßburger Kirche, der immer aus dem Herrenstand gewählt ist, 
übt im Namen des Kaisers das hohe Gericht über Hals und Hand, 
über Erbe und Eigen. Auch bildet das Gesinde des Gotteshauses, 
die Ministerialen des Bischofs, einen bevorrechteten Stand in der 
Stadt, neben dem die Bürger in einer Art von patriarchalischem 
Verhältnisse zu dem Bischof, als dem Stadtherrn stehen. Die Kauf- 
leute müssen Botendienste thun, immer 24 zur Zeit und jeder drei- 
mal im Jahre, doch nur innerhalb des Bisthums und auf des 
Bischofs Kosten. Die Kürschner sollen die Felle und Pelze für den
	        
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