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ständigkeit des Landes. Die einen suchten ihr Heil in dem unbe-
dingten Anschluß an Oesterreich, die andern blickten nach andern
Mächten, die Schutz und Sicherheit gewähren konnten; und unter
diesen hatte Frankreich seine Retze langsam und vorsichtig, aber weit-
aus am sichersten ausgeworfen.
Als die Stadt Straßburg mit dem Kaiser Ferdinand ihren Frie-
den machte und dadurch zur Auflösung der protestantischen Union
wesentlich beitrug, wurde ihr ein Gegengeschenk zu theil, welches
aus den Händen eines so vorherrschend katholischen Reichsoberhauptes
gegenüber dem protestantischen Gemeinwesen einen eigenthümlichen
Eindruck macht. Kaiser Ferdinand erhob die Straßburger Schule
zu einer Universitätt,, mit allen den Rechten ausgestattet, welche die
kaiserliche Majestät damals noch in Künsten und Wissenschaften
allein zu ertheilen berechtigt war. Am 14. August 1621 wurde die
neue Universität mit großer Feierlichkeit eröffnet. Man creirte Doc-
toren und Magister aller Fakultäten, der Eindruck des Ereignisses
auf die Bürgerschaft in Straßburg war ein äußerst günstiger. In
einer Epoche des furchtbarsten Krieges, der seinen Anfang genommen,
wurde ein Denkmal deutscher Kaisermacht an der Schwelle des Ueber-
gangs zur französischen Herrschaft dem deutschen Elsaß geschaffen,
und blieb noch lange ein wirksames Band deutscher Gemeinschaft,
als die politische Welt bereits umgestaltet und das Zeitalter Lud-
wigs XIV. über das Schicksal der Westmark entschieden hatte.
Wenn aber in der Stiftung der Universität von Straßburg von
Seite Ferdinands II. ein Act unerwarteter Toleranz gegenüber dem
protestantischen Gemeinwesen erblickt werden konnte, so sollte man
aus dem Traume des confessionellen Friedens nur allzu rasch er-
wachen müssen.
Mancherlei Gewaltschritte kamen bereits seit Rudolfs II. Re-
gierung auf die Tagescrdnung des Elsasses, wie wenn die Aebtissin
von Andlau auf den Gütern des Klosters die protestantischen Kirchen
schloß, Taufen der Kinder in protestantischen Kirchen den Unterthanen
bei schweren Strafen verbot und anderes mehr. Systematischer be-